Das Wildschwein

Wildschwein am Holz

Gärtner des Waldes oder Plage?

Wühlendes Wildschwein
Frischlinge wühlen
Wildschwein im Winter

Wildschweine – Die Gärtner des Waldes

Wir beginnen mit dem positiven Einfluss der Wildschweine auf unsere Wälder. Die Natur wird sich schon was dabei gedacht haben, diese Spezies dort anzusiedeln.

Das Offensichtliche: es sind einfach wunderschöne Tiere. Das muss mal gesagt werden, genauso wie alle anderen Schweinearten.

Wandern wir durch den Wald, fallen uns zuerst die Wühlaktivitäten auf. Auf den ersten Blick könnte man meinen, das ist pure Zerstörung. Schauen wir genauer hin:

Das Aufbrechen des Bodens hat für Wald und Flur großen Nutzen. Dies fördert das Wachstum von Pflanzen. Warum? Weil durch das Unterwühlen der oberen nährstoffreichen Humusschicht mit tieferen Erdschichten, der Boden aufgelockert wird. Dadurch entsteht eine Feuchtigkeitsverteilung im Boden, die für Keimlinge eine optimale Kinderstube bildet und Sauerstoff und Nährstoffe in einer hervorragenden “Dosierung” vorfinden. Dies trägt auch zur Verjüngung der Wälder bei, denn in von Wildschweinen “gepflegten” Wäldern gibt es 3 bis 4 Mal mehr junge Bäume als in vergleichbar anderen Waldgebieten. Nichts anderes macht ein menschlicher Gärtner in seinem Garten.

Verdichtete Erde nimmt kein Wasser auf, das wird jeder Gärtner bestätigen können. Durch das Auflockern der Erde durch die Wildschweine, tragen sie dazu bei, dass das Regenwasser in den Boden versickern kann und die Bäume und Pflanzen nicht verdursten.

Und warum wühlen Wildschweine im Boden? Weil sie nach Nahrung suchen. Das Finden und Fressen von Insektenlarven hilft der Natur, ein Gleichgewicht in der Insektenpopulation zu halten.
Denken wir an die Nadel- und Blattfresser: ihnen ist gemein, dass sie als Larve besonders viel fressen und dass sich einige Arten von ihnen sehr schnell in Massen vermehren können. Deshalb sind sie besonders gefährlich für den Wald. Wichtige Beispiele für Nadel- und Blattfresser sind die Raupen der Nonne und die Afterraupen der Kiefernbuschhornblattwespe in Nadelwäldern, sowie die Raupen des Schwammspinners in Laub- und Mischwäldern.

Ohne natürliche Feinde, wie dem Wildschwein, müssten Insektizide in großen Mengen ausgebracht werden, was wiederum der Umwelt schadet.

Nicht zuletzt sind Wildschweine auch die Gesundheitspolizei im Wald. Als Allesfresser verabscheuen sie Aas nicht. Dadurch halten sie den Wald sauber und reduzieren die Verbreitung von Krankheiten. Hier liegt allerdings eine große Gefahr – für die Wildschweine. Denn von Wanderer weggeworfene Essensreste, vor allem Wurstbrote, werden ebenfalls gefressen. Gerade in der Zeit der Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest, die durch infizierte Wurst- und Fleischwaren verbreitet werden können, sollten sich die Menschen vor Augen halten, was das für die Wildschweine bedeutet: den sicheren Tod.

 

Wühlendes Wildschwein
Frischlinge wühlen
Weggeworfenes Brot
Aufgebrochene Erde
Totes Wildschwein am Haken

Wildschweine – eine Plage?

Schenkt man den Medienberichten glauben, dann müssten wir die Frage mit Ja beantworten. Es gibt mehr negative Schlagzeilen, als positive. Wir wissen auch, warum. “Mensch von Wildschwein angegriffen” erregt mehr Aufmerksamkeit als “Wildschweine flüchten vor Jägern”.

Wildschweine sind sehr anpassungsfähige Tiere. Die Erschließung von Nutzflächen wie Felder, Gärten, Parks etc. bietet den Wildschweinen eine neue Nahrungsquelle. Was sollen sie auch tun, wenn immer mehr Wälder für den Anbau von Viehfutter abgeholzt oder Waldgebiete für mehr Wohnraum der Menschen gerodet werden? Und vergessen wir nicht den von Menschen verursachten Klimawandel, der das Waldsterben mit verursacht? Der Lebensraum für Wildschweine und viele andere Wildtiere wird mehr und mehr eingeschränkt.

Dass Wildschweine durch ihre Revier-Markierungen Schäden an Bäumen anrichten, spielt dagegen eine untergeordnete Rolle.

Es ist also kein Wunder, dass sich die Wildschweine, um ihren verstärkten Eiweißbedarf, vor allem im Herbst und Winter, zu decken, andere Nahrungsquellen erschließen. Dieser erhöhte und ausgleichend wirkende Eiweißbedarf resultiert aus dem Verzehr von stärkehaltigen Eicheln und Bucheckern.

Unsere gepflegten Gärten mit ihren Komposthaufen und Parks mit ihren Mülltonnen sind dazu ideal. Nirgendwo ist es so einfach den Boden aufzubrechen und Engerlinge zu finden, wie auf kurz gehalten Wiesen. Wildschweine sind mit einem hervorragenden Geruchssinn ausgestattet. Dieser ermöglicht es ihnen auch auf große Distanz Nahrung zu wittern. Dringen Wildschweine in Gärten ein, so brechen die Tiere mit ihrem kräftigen Rüssel, dem sogenannten Wurf, den Boden auf. Dies geschieht meist nachts und der Garten ist am Morgen danach kaum wiederzuerkennen.
Dies verursacht sicherlich große finanzielle Schäden und ein Stich ins Gärtnerherz, beim Anblick der Verwüstung. Drehen wir mal die Vorzeichen um. Dem Wildschwein wird der Lebensraum beschnitten, soll es sich in Luft auflösen?

Und auch unsere moderne landwirtschaftliche Bewirtschaftung der Flächen bieten ein verlockendes Nahrungsangebot. Die enormen Ernteschäden durch Wildschweine sind nicht wegzudiskutieren. Aber: der Großteil der mit Mais oder Weizen etc. angebauten Ackerflächen wird für die Ernährung der sog. Nutztiere verwendet. Würde wir eine pflanzenbasierte Ernährung und Landwirtschaft einführen, hätten wir genügend Flächen für unsere Nahrung, selbst bei wetterbedingten Ernteverlusten und für die Wildschweine – ja, sogar für alle Wildtiere.

Die hohe Intelligenz der Wildschweine erlaubt es ihnen, sich den geänderten Landschaftsbedingungen perfekt anzupassen. Eine einmal erschlossene Nahrungsquelle, wird von den Wildschweinen immer wieder geprüft. Würden wir Menschen nicht das Gleiche tun?

Dass die Tiere den Weg in unsere Gärten und Grünanlagen finden, haben wir uns also selbst zu verdanken. Wir, nicht im Sinne von Einzelpersonen, sondern als Synonym für unsere Gesellschaft!

Eine stärkere Bejagung, wie es von so vielen gefordert wird, würde hier allerdings kaum Abhilfe schaffen, denn bei Schwarzwildbeständen lassen sich Schäden nie vollständig vermeiden. Zudem geben Muttertiere ihre Erfahrungen an ihren Nachwuchs weiter und diese wissen dann wie und wo sich Nahrung finden lässt.

Die Jagd ist häufig sogar Teil des Problems. Je höher der Jagddruck wird, desto mehr müssen sich die Tiere vermehren. Mit ein Grund, warum die Rauschzeit der Wildschweine heutzutage fast ganzjährig stattfindet.

Wildschweine können für den Menschen gefährlich werden, das wollen und können wir nicht bestreiten. Daher haben wir nach Lösungen gesucht, um diese Gefahr zu minimieren.

 

 

 

 

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