Ein Mischling aus Turopolje, Wollschwein und Wildschwein war die imposante Luise. Der Züchter wollte durch die Kreuzung zur Erhaltung der vom Aussterben bedrohten Rasse Turopolje helfen.
Luise landete aber bei uns. Zusammen mit ihrer Partnerin Sweetie, eine Bunte-Bentheimer Sau. Sie lebten bei uns zwischen 2004 und 2015. Sie waren meine ersten Schweine.
Und meine Güte, was war ich naiv. Ging blauäugig an die ganze Sache heran. Meine Liebe zu den Schweinen blendete mich für viele Dinge. Ich wollte Freund und Kuschelpartner sein. Mit ihnen zusammen das Leben genießen.
Aber: Luise hatte andere “Pläne”. Sie brauchte Führung und zeigte gegenüber Sweetie immer ihre rabiate Seite. Schweine sind nunmal soziale Tiere mit Rangordnung. Und das bedeutet auch, ruppig seine Stellung verteidigen oder manifestieren.
Schweine-Neuling Jörg hatte davon aber keinen Plan. Und so kam es, wie es kommen musste: eines Tages – für mich aus gefühltem heiteren Himmel – attackierte mich Luise. Nachdem wir die Hecke zum Nachbarn geschnitten hatten und ich die Äste einsammelte.
Sie rannte auf mich zu. Ich merkte natürlich, dass sie mies drauf war. Mein Fehler: ich stand da in sommerlich kurzer Hose, ohne mögliches Werkzeug oder Hilfsmittel der Abwehr. Und daher wich ich zurück.
Was für ein Fehler. Ich landete rücklings in einem Meer von Brennesseln. Luise wutschnaubend direkt vor mir. Mein Ego hat an diesem Tag einen mächtigen Knacks bekommen. Und ich sah Luise fortan natürlich mit anderen Augen.
Doch ich war nicht in der mentalen Position, in der ich jetzt bin: konnte meinen “Mann” nicht stehen. Luise war danach die Familienchefin. Und als Sau war sie zudem auch launisch. Mein Traum von der wunderschönen Dreisamkeit mit Luise und Sweetie war dahin. Und das “brennt” auch heute noch. Während das Brennen der Brennnesseln längst vergessen ist.
Luise lehrte mich eine Lektion. “Stand your ground” “Setze Dich durch”.
Ohne sie wäre ich auch in meinem weiteren Leben nicht so weit gekommen. Die Schweinedame, die sich ein Herz nahm, aber eigentlich nur ihren Instinkten folgte und die schwache Familienleitung ersetzen musste. Den schwächlichen Zweibeiner, der die Natur der Schweine nicht begriffen hatte und noch Jahre brauchte, bis er mit drei neuen Schweinen eine Kehrtwende einläuten konnte.
Danke liebe Luise. Ich werde Dich niemals vergessen. Du warst eine einmalige Persönlichkeit. Und wenn wir uns eines Tages im Himmel oder einem anderen Leben wiedersehen, dann werde ich sagen können: ich habe verstanden!
Luise lebte von 2004-2015 auf unserem Hof in Heinsberg-Uetterath. Sie war eine echte Persönlichkeit 🙂
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