Wir haben uns geschlagene zwei Wochen lang um das Leben von Sau Frieda bemüht. Unsere Mahnwache am Freitag den 03.06.2022 beim Stautenhof in Willich Anrath war der gefühlte Höhepunkt. Aber das Drama rund um Frieda scheint längst nicht beendet.
Nach den Aussagen von Projektleiter Katz landet Frieda nicht auf dem Grill. Vor laufender Kamera des WDR stellte er sich hin, um vollmundig zu verkünden, dass die Sau Frieda lebt. Einen Beweis jedoch, den blieb er schuldig. Angeblich weil er und der Stautenhof befürchteten, dass diese kriminellen Tierrechtler:innen die Sau des nächtens dann stehlen würden.
Aus über 400 Schweinen wohlgemerkt, die ganz nahe des Wohnhauses des Hofes untergebracht sind. Und von der wir nicht einmal genau wußten, wie sie aussehen würde. Nicht nur ist diese Unterstellung im höchsten Maße unverfroren, sie ist an Lächerlichkeit auch nicht zu überbieten.
Höchstwahrscheinlich ist Sau Frieda schon rund um den 19.05.2022 umgebracht worden. An diesem Tag fand die Veranstaltung des Projektes “Schwein haben” statt, auf der ihre Körperteile verhökert wurden.
Der Journalist, der für die Rheinische-Post am 03.06.2022 über diese Veranstaltung berichtete, hat uns nun unmißverständlich klar gemacht, dass Herr Katz dort verkündete, dass Frieda geschlachtet sei. Also war Frieda bereits tot, als wir unser Schreiben an das Bistum Aachen und die verantwortlichen Personen des Projektes losgeschickt hatten.
Wir sind unendlich entsetzt darüber, dass hier Angehörige der Kirche es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. Weil es ja auch nur ein Schwein ist. Und dies gehört laut Projektleiter Katz “seinem Nutzen zugeführt”.
Ein Dialog mit der Kirche scheint uns mit diesem Personenkreis jedenfalls unmöglich. Nicht nur ist von Seiten des Projektes niemand an uns direkt herangetreten, sondern man hat es vorgezogen, zusammen mit dem Stautenhof – dem Landwirt des Jahres 2021 – die Opferrolle einzunehmen.
Wer hier allerdings das Opfer ist, dürfte inzwischen klar sein: Frieda.
Hier nochmals unser Brief an die Kirche. Offen und dialogbereit. Nicht verbrecherisch. Nicht überheblich. Nicht abweisend. Ganz im Gegenteil. Vielleicht finden sich ja noch Personen im Zuständigkeitsbereich des Bistums Aachen, die einen Dialog tatsächlich wünschen. Mit mutmaßlichen Lügnern sprechen wir allerdings nicht.
Sehr geehrte Frau Laumanns,
Sehr geehrter Herr Zanders,
Sehr geehrte Damen und Herren des Bistums Aachen,
vor zwei Tagen haben wir erfahren, dass Sie im Rahmen ihres Projektes „Schwein haben“ beabsichtigen, die junge Sau Frieda zu töten.
Wir haben uns daraufhin auf Ihrer Website über Ihr Projekt informiert und möchten Ihnen gerne auf diesem Wege konstruktives Feedback zu Ihrer Arbeit geben.
Zunächst einmal möchten wir Ihnen unser eigenes Projekt in aller Kürze vorstellen: der gemeinnützig anerkannte Verein Schweineleben e. V. verfolgt das Ziel, die Rechte der Schweine auf Leben sowie körperliche und geistige Unversehrtheit zu fördern.
Unser Vereinssitz ist in Heinsberg Uetterath, also ebenfalls in Ihrem Bistum und der Region. Unsere Schweine Freya, Loki und Gandhi leben in direkter Nähe der Kirche St. Mariä Himmelfahrt Uetterath. In Sicherheit, Frieden und mit viel Geborgenheit und Liebe.
Auf unserem Lebenshof haben wir immer wieder Menschen zu Gast, die sich über das wahre Wesen der Schweine informieren möchten. Sie sind oftmals erstaunt und gleichermaßen begeistert, wie freundlich, aufgeschlossen und intelligent diese Tiere sind.
Im direkten Schatten des Kirchturmes können unsere Schweine dreimal am Tag die Glocken der Kirche hören und ihr Leben genießen. Auch wenn weder wir noch unsere Schweine der katholischen Kirche angehören, wissen wir die Anwesenheit der Kirche im Ort sehr zu schätzen.
Dennoch wünschen wir uns auch für die Sau Frieda und ihre Artgenossen bei ihrem Projekt in Mönchengladbach bzw. Willich ein solches Leben.
Wir sind uns sicher, dass Sie mit ihrem Projekt ein eigentlich positives Ziel verfolgen: die Menschen darüber aufzuklären, woher ihr Fleisch auf dem Teller kommt. Und dass die Massentierhaltung in all ihren Auswirkungen eine schlimme Sache ist. Für Mensch und Tier.
Wir sehen ihre Intention, diese Zustände zu ändern. Die Menschen aufzuklären und eine bessere Zukunft für Gottes Schöpfung zu ermöglichen.
Als Tierschützer sehen wir allerdings auch die individuellen Schicksale. Das Schicksal der Sau Frieda berührt uns. Wie auch das ihrer Artgenossen auf dem Projekthof.
Wir verstehen ihre Grundintention, können aber nicht darüber hinwegsehen, dass die Schweine das Projekt immer mit ihrem Leben bezahlen müssen.
Frieda hat Bedürfnisse, Gefühle, den Wunsch zu leben. Sie hat einen Namen und eine Persönlichkeit. Die wir gerne mit ihrer Hilfe erhalten möchten.
Wir schlagen Ihnen daher vor, in einem gemeinsamen Dialog einen Weg zu finden, der über die Ziele ihres derzeitigen Projektes hinausgeht. Dessen Ende nicht mit dem Tod, sondern mit einer Feier des Lebens endet. Dem Leben von Frieda und ihren weiteren Artgenossen.
Als Lebenshof und Tierschützer:innen haben wir viele Kontakte, die Ihnen dabei behilflich sein könnten, aus ihrem Projekt mehr herauszuholen. Für die Menschen und die Tiere. Ein Projekt, bei dem die Katholische Kirche Mitgefühl und Liebe auch für die sogenannten „Nutztierarten“ beweisen kann. Ohne den vorzeitigen Tod.
Unser Vorschlag wäre, ihr Projekt dahingehend zu ändern, dass die Schweine am Ende nicht geschlachtet werden. Und man mit den Menschen, die die Tiere bis zu diesem Zeitpunkt begleitet haben, das Überleben statt eines Schlachtfestes feiert.
Wir möchten Ihnen mit diesem Schreiben einen ersten Ansporn bieten, die bevorstehende Schlachtung von Frieda nochmals zu überdenken. Wir würden gerne mit Ihnen eine Lösung für Frieda und ihr Überleben, aber auch für den Fortgang ihres weiteren Projektes finden.
Über eine kurzfristige Antwort und einen beginnenden Dialog würden wir uns sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Kipka
- Vorsitzender Schweineleben e. V.
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