Schweinekrankheiten - Schweineleben e. V.

Rotlauf beim Schwein – Achtung Zoonose!

Allgemeines

Rotlauf wird durch das Bakterium Erysipelothrix rhusiopathiae verursacht. Es ist eine akut bzw. chronisch verlaufende bakterielle Infektionskrankheit, die auch auf andere Spezies übertragbar ist.
Sie kommt bei allen Haussäugetieren, bei Geflügel, Fischen, Reptilien und beim Menschen (Zoonose) vor und ist weltweit verbreitet.

Erreger

Das Bakterium Erysipelothrix rhusiopathiae wird in Dung, Jauche, Wasser, Stroh und in der Erde gefunden. Ebenso auch bei gesunden Schweinen auf den Mandeln und im Darm. Er besitzt eine außerordentlich hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber äußeren Einflüssen und kann unter günstigen Bedingungen in der Umwelt mehrere Monate überleben.

Übertragung

Erkrankte Schweine scheiden den Erreger schon vor dem Auftreten klinischer Symptome massenhaft mit dem Kot und Harn aus, später auch mit Speichel, Nasen- und Augensekret. Mit dem Erreger verseuchter Boden, Einstreu, Mist und Gülle werden damit – ebenso wie akut erkrankte Tiere – zu Infektionsquellen.

Auch stechende und saugende Insekten können den Rotlauferreger übertragen. Der Begriff „Rotlaufwetter“ wurde von der Beobachtung abgeleitet, dass schwüles Wetter, meist in der zweiten Sommerhälfte, gehäuftes Auftreten von Rotlauf bewirken kann.

Weitere Faktoren, die einen Ausbruch begünstigen sind, Stress durch Transport/Umstallung, Haltungsfehler, plötzlicher Futterwechsel sowie hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeit, Wurmbefall, Verfütterung von Speiseresten und angegriffene Gesundheit durch schon vorliegende Erkrankungen. Schweine zwischen 3 Monaten und einem Jahr erkranken am häufigsten.

Inkubationszeit

Zwischen einer Stunde und vier Tagen.

 Anzeichen

Es verschiedene Formen vor:

Akute Form

1. Rotlaufseptikämie (Rotlaufblutvergiftung)
Die erkrankten Tiere verweigern plötzlich das Futter, zeigen Teilnahmslosigkeit und verkriechen sich. Erhöhung der Körpertemperatur auf 41-42 °C, Verstopfung bei älteren Tieren. Ab dem zweiten Krankheitstag treten bläulich rote Hautveränderungen auf, die an den Ohren beginnen und sich über den Hals zur Brust, zum Unterbauch und den Innenflächen der Hinterschenkel ausdehnen. Die Erkrankung führt ohne Behandlung innerhalb von zwei-vier Tagen zum Tod. Es können aber schon Todesfälle am ersten Tag auftreten, dann fehlen die typischen Hautveränderungen. (Weißer Rotlauf)

2. Backsteinblattern
Sie verlaufen unter geringeren Störungen des Allgemeinbefindens. Charakteristisch sind quadratische, rechteckige oder rhombische, scharf abgegrenzte, erhabene Hautveränderungen, hellrot über dunkelrot bis violett auf der Rückenhaut und den Seitenflächen. Bei überstandener Erkrankung gehen die Schwellungen wieder zurück oder es kommt an den betreffenden Stellen zu Krustenbildung bzw. zum Absterben der Haut. Bei schwerem Verlauf mit anhaltendem Fieber ist bei tragenden Sauen mit Fehlgeburten, kleinen Würfen oder Umrauschen und bei Ebern mit Minderung der Spermaqualität zu rechnen.

3. Akute Arthritis und Polyarthritis (Gelenkentzündung)
Die Gelenkentzündungen zeigen sich meistens im Anschluss an die beiden vorher genannten Verlaufsformen. Betroffen werden in der Hauptsache die großen Gelenke der Hintergliedmaßen. Steifer und vorsichtiger Gang, die Gelenke fühlen sich warm an.

Chronische Form

1. Chronische Arthritis und Polyarthritis
Je nach Ausmaß der Gelenkveränderungen ist das Allgemeinbefinden der Tiere gestört. Sie liegen viel und bewegen sich nur bei Zwang. Jüngere Tiere zeigen einen Rachitis-ähnlichen steifen Gang, ältere Tiere haben hochgradige, oft von Gliedmaße zu Gliedmaße wechselnde Lahmheit. Die Futteraufnahme ist gering, die Tiere kümmern. Die betroffenen Gelenke sind teilweise schmerzhaft und geschwollen, im weiteren Verlauf sind Verkrümmungen möglich.

2. Endocarditis valvularis (Herzklappenrotlauf)
Sie geht als selbstständige Erkrankung meist ohne Gelenkveränderungen einher. Bei normaler Körpertemperatur sinkt die Futteraufnahme und ausgeprägte Symptome einer Herzerkrankung treten auf: Mattigkeit, Kurzatmigkeit in Verbindung mit hundesitziger Stellung, bläuliche Färbung der Schleimhäute, Herznebengeräusche. Die Erkrankung führt größtenteils innerhalb einiger Wochen zum Tode, leichtere Fälle können bei unterstützender Behandlung abheilen.

3. Diskospondylitis (Wirbel-Rotlauf)
Diese Entzündungen können in allen Bereichen der Wirbelsäule auftreten. Typisch sind die Haltungs- und Bewegungsstörungen wie Karpfenrücken, Steifheit und Aufstehschmerz. Mitunter gibt es Querschnittslähmungen. Rücken- und Halsmuskulatur fühlen sich verhärtet an.

4. Dermatitis (Hautrotlauf)
Hier sind vor allem der Rücken, der Hals, der Rüssel und die Ohren befallen. Die betroffenen Bezirke sind dunkel- bis schwarzrot verfärbt, trocken, lederartig und liegen bei der ausgedehnten Form wie ein Panzer auf dem Tierkörper. Es kann zu Eiterbildung und zur Abstoßung der abgestorbenen Hautteile kommen. Die Abheilung dauert Wochen bis Monate, häufig verenden die Tiere vorher.

 

Therapie

Bei Rotlaufverdacht ist sofort der Tierarzt zu verständigen. Bei akutem Rotlauf können die Schweine bei rechtzeitigem Einsatz von Medikamenten meistens geheilt werden. Die chronischen Verlaufsformen sind therapeutisch kaum zu beeinflussen.

Daher kommt der Vorbeugung besondere Bedeutung zu. Grundvoraussetzung für alle Maßnahmen sind die Beachtung der allgemeinen hygienischen Regeln, optimales Stallklima, Stressvermeidung und regelmäßige Gesundheitskontrollen. In der Praxis haben sich Schutzimpfungen bewährt. Schweine können ab einem Alter von 2-3 Monaten geimpft werden. Vorher besteht noch der passive, von der Muttersau auf die Ferkel übertragene Schutz. (Vorausgesetzt, die Sau ist geimpft).

Handbuch Schweinekrankheiten – Autor: Karl-Otto Eich

Diseases of swine, A. D. Leman

Schweinekrankheiten, Hans Dieter Dannenberg

Handbuch der Schweineimpfungen in der Tiermedizin, Anton Mayr

Klauengesundheit beim Schwein
Autor(in): verschiedene
ISBN ISBN-978-3-8308-0965-4

 

https://vetpharm.uzh.ch/cpthome.htm

https://thermofisher.com/

https://lhl.hessen.de/veterinaermedizin

https://pigpool.de

https://www.lwk-niedersachsen.de/ -Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen –

https://tierseucheninfo.niedersachsen.de/

https://www.farm.bayer.de/schwein/parasiten/endoparasiten

https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tiergesundheit/sgd/entwurmung-schweine.htm

https://www2.zoetis.de/

https://flexikon.doccheck.com/

www.wikipedia.de