Legehennen in Käfigen
50 % aller »Legehennen« (ca. 180 Millionen) leben heute noch in Käfigen.
Sauen in Kastenständen
Rund 60 % aller »Zuchtsauen« (ca. 8 Millionen), leben heute die Hälfte Ihres Lebens in Kastenständen.
Mastkaninchen
Rund 94 % aller »Mastkaninchen« (ca. 160 Millionen) fristen ihr Dasein in Käfigen.
Abschaffung der Käfighaltung von landwirtschaftlich genutzten Tieren
#endthecageage
#endthecageage
Wer verbirgt sich dahinter?
#endthecageage ist eine im April 2012 von der globalen Bewegung Compassion in World Farming (CIWF), die tiefgreifende Veränderungen und nachhaltige Fortschritte zum Schutz von Tieren in landwirtschaftlicher Haltung erzielen will ins Leben gerufene europäische Bürgerinitiative (EBI) “End the cage age”. Das Ziel ist die Abschaffung der Käfighaltung für eine Reihe von Nutztieren in ganz Europa, darunter auch die Kastenstände und Abferkelbuchten für Sauen.
Mit einem Quorum (Mindestwahlbeteiligung) von mindestens einer Million Menschen aus mindestens sieben EU-Mitgliedstaaten kann eine EBI die Europäische Kommission zur Vorlage von Legislativvorschlägen in Bereichen auffordern, in denen diese über Zuständigkeiten verfügt.
Die EBI ist eines der wichtigsten innovativen Instrumente zur Förderung der partizipativen Demokratie auf EU-Ebene. Von den 104 Anträgen haben es bisher 6 Bürgerinitiativen geschafft, die Unterschriftenzahl zu erreichen, darunter EBI #endthecageage.
Schweineleben e. V. unterstützt monatlich mit einem kleinen Betrag die Initiative.
Was hat sich getan?
11.09.2018 startete die Unterschriftensammlung der Bürgerinitiative in Kooperation mit 170 NGOs aus ganz Europa.
12.09.2019 endete die Unterschriftensammlung für die Nutztiere mit über 1,5 Millionen gesammelter, validierter Unterschriften aus 18 EU-Mitgliedstaaten. Damit ist sie die erste erfolgreiche Initiative für landwirtschaftlich genutzte Tiere.
Am 30.06.2021 war es dann so weit: Die EU-Kommission sprach sich für ein Ende von Käfigen in der “Nutztierhaltung” bis 2027 aus.
Da zur Beendigung der Käfighaltung die derzeitigen Haltungssysteme geändert werden müssen, wird die Kommission die sozioökonomischen und ökologischen Auswirkungen der zu treffenden Maßnahmen und den Nutzen für den Tierschutz in einer bis Ende 2022 abzuschließenden Folgenabschätzung prüfen und einen Legislativvorschlag vorlegen. Sie wird Landwirt:innen bei der Umstellung unterstützen und auch die Vorgaben für importierte Produkte aus Nicht-EU-Ländern prüfen. Die Kommission klären, ob ein Inkrafttreten der vorgeschlagenen Rechtsvorschriften im Jahr 2027 realistisch ist.
Der Gesetzesvorschlag wird Teil der laufenden Überprüfung der Tierschutzvorschriften im Rahmen der »Farm to Fork«-Strategie sein.
Um was geht es?
300 Millionen Schweine, Hühner, Kaninchen, Enten, Gänse, Wachteln und Kälber werden in der EU in Käfigen zur Fleisch-/Milch-/Eierproduktion gehalten. Das Ausleben der artgerechter Verhaltensweisen und Grundbedürfnisse dieser landwirtschaftlich genutzten Tiere, ist ihnen nicht möglich.
Für Schweine zwischen 50 und 110 Kilogramm bedeutet dies, auf maximal 0,75 qm auf den Tod zu warten. Die Muttersauen verbringen die Hälfte ihres Lebens in körpergroßen Metallkäfigen, den Kastenständen. Keine Möglichkeit sich zu bewegen oder zu drehen, das Ausleben der Mutterinstinkte bleibt ihnen verwehrt.
Das gleiche Schicksal erleben die Hühner in der EU: 55,9 % der 390,7 Millionen Legehennen leben in Käfigen. Den 340 Millionen Kaninchen und den bis zu 8 Wochen alten Kälbern in Einzelboxen, wird die Käfighaltung nicht erspart.
Seit September 2018 engagierten sich namhafte Tierschutzorganisationen wie die Albert-Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, Animal Equality, Deutsches Tierschutzbüro, ProVieh und VierPfoten Stiftung für Tierschutz gemeinsam mit der Bürgerinititave #endthecageage, um das Ziel von einer Million Unterschriften zu erreichen.
Dazu wurden in der gesamten EU Veranstaltungen durchgeführt, mit einflussreichen Abgeordneten und Prominenten zusammengearbeitet und eine neue digitale Kampagnenplattform namens »Cage Fighter« vorgestellt. Mit dieser konnten Unterstützer der Bewegung selbst Unterschriften sammeln. Mehr als 4.400 Menschen haben letztendlich ihre eigenen Mikro-Kampagnen gegen Käfighaltung gestartet.
Auch unser Verein Schweineleben e. V. hat sich beteiligt und unterstützt mit einer monatlichen Spende weiterhin die Bürgerinitiative.
Bei Erreichen der erforderlichen Unterschriftenzahl ist die Europäische Kommission gehalten, deren Forderungen unverzüglich zu veröffentlichen und die Organisatoren auf angemessener Ebene zu empfangen. Zugleich sind die Forderungen von der Behörde rechtlich binnen drei Monaten zu prüfen. Die Organisatoren müssen auch die Gelegenheit erhalten, die Initiative bei einer öffentlichen Anhörung im Europaparlament vorzustellen.
- Weitere Informationen zu »End the Cage Age«: https://www.endthecageage.eu/
- Die Pressemitteilung der EU-Kommission: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_21_3297
Oktober 2023
Bis Ende 2023 sollte ein Legislativvorschlag vorgelegt werden, um die Käfighaltung für alle in der Bürgerinitiative genannten Tierarten schrittweise zu beenden und letztendlich zu verbieten, lautete sinngemäß die Ankündigung in 2021 der EU-Kommission.
Endlich würde sich was bewegen. Doch es kam anders.
Im Oktober 2023 dann der Schlag ins Gesicht. Nur den Bereich der Tiertransporte würde die EU-Kommission in der aktuellen Legislaturperiode weiter vorantreiben. Die Käfighaltung, Schlachtung, Kennzeichnung von Tierprodukten würden in den Zuständigkeitsbereich der nächsten Kommission fallen.
Die Tierschutzorganisationen reichten offiziell Beschwerde bei der europäischen Ombudsstelle ein.
Diese Verzögerung ist nicht nur ein Zeichen, dass die EU-Kommission das Begehren der europäischen Bürger:innen nach mehr Tierschutz in der Landwirtschaft nicht ernst nimmt, sondern eine gleichgültige Haltung gegenüber den 700 Millionen „Nutztieren“, die weiterhin in den Käfigen der Fleischindustrie auf unbestimmte Zeit leiden müssen.
Ein Wandel in der Landwirtschaft für bessere Haltungsbedingungen wird nur erfolgen, wenn die gesetzlichen Vorgaben in konkreter Form vorliegen. Wie sollen sich der Lebensmittelhandel und die Landwirte jetzt verhalten? Welche Haltungssysteme sind zukunftsweisend, wie soll investiert werden?
Für die Tierschützer und Tierrechtler ist klar: keine Ausbeutung der Tiere. Es gibt z. B. von der Albert-Schweitzer-Stiftung detaillierte Verbesserungsvorschläge und Strategien, die an die EU übermittel worden sind. Alle wissen, dass ein Wandel nur in kleinen Schritten realisiert werden kann. Die EU-Kommission hätte dies mit der versprochenen Überarbeitung der Tierschutzgesetze aufgrund der eingereichten Bürgerinitiativen voranbringen können. Es wäre kein kleiner Schritt gewesen, sondern ein Meilenstein.
Doch es werden lt. Vizepräsidenten der EU-Kommission Maroš Šefčovič Gutachten eingeholt und weitere Gespräche geplant, obwohl bereits ausreichende wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat in zahlreichen Gutachten bestätigt, dass eine Überarbeitung der EU-Tierschutzregeln dringend notwendig ist.
#WeWan4Animals #EndTheCageAge
Stimmen aus der EU
Die für Werte und Transparenz zuständige Vizepräsidentin der Kommission Věra Jourová erklärte: „Wie der Erfolg dieser Initiative zeigt, kann der Beitrag der Bürgerinnen und Bürger wirklich etwas bewirken und die Kommission zu konkreten Legislativvorschlägen veranlassen. Wir haben die Besorgnis von Millionen Menschen über die Lebensbedingungen von Nutztieren gehört und werden darauf reagieren. Meine Botschaft an die Bürgerinnen und Bürger der EU ist einfach: die EBI ist da, nutzen Sie sie!“
Stella Kyriakides, Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, ergänzte: „Unser Ziel steht fest: Die schrittweise Beendigung der Käfighaltung landwirtschaftlicher Nutztiere wird Teil unserer Maßnahmen im Rahmen der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ sein und zu nachhaltigeren Agrar- und Lebensmittelsystemen führen. Ich bin fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass die EU weltweit ihre Vorreiterrolle beim Tierschutz behält und wir den Erwartungen der Gesellschaft gerecht werden
Janusz Wojciechowski, Kommissar für Landwirtschaft, führte dazu aus: „Ein nachhaltiges Lebensmittelsystem ist ohne hohe Tierschutzstandards nicht möglich. Dank der Initiative unserer Bürgerinnen und Bürger wird die Kommission hierbei noch ehrgeizigere Ziele verfolgen und den Einsatz von Käfigsystemen in Tierhaltungsbetrieben schrittweise beenden. Der Grüne Deal und seine Strategie „Vom Hof auf den Tisch“, die durch die neue Gemeinsame Agrarpolitik gefördert werden, werden von entscheidender Bedeutung für den Übergang zu nachhaltigen Lebensmittelsystemen sein. Diese Bürgerinitiative ist nur eine Bestätigung dafür, dass dieser Übergang auch der gesellschaftlichen Forderung nach einer ethischeren und nachhaltigeren Landwirtschaft entspricht.“
Was verbirgt sich hinter “Vom Hof auf den Tisch / Farm to fork”
Die Strategie “Farm to Fork” (F2F) ist ein Teil des Europäischen “Green Deals” – dem umweltpolitisch ambitioniertesten Gesetzesvorschlag der EU-Kommission, gestartet im Jahr 2019.
Dieser umfassende Zehnjahresplan der Europäischen Kommission soll das Lebensmittelsystem in verschiedenen Dimensionen (von der Landwirtschaft bis zur Lebensmittelkennzeichnung) nachhaltiger gestalten und seine Auswirkungen auf Drittländer verringern.
Dabei stehen Fairness, Gesundheit und umweltfreundliche Lebensmittelpolitik im Vordergrund, von der Produktion über den Vertrieb bis zum Verbrauch. Die Maßnahmen und Vorschläge müssen von jedem EU-Mitgliedsstaat befolgt und auf nationaler Ebene umgesetzt werden.
Ziele
- Gewährleistung einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion
- Gewährleistung von Ernährungssicherheit
- Förderung nachhaltiger Praktiken in der Nahrungsmittelverarbeitung, im Groß- und Einzelhandel, im Gastgewerbe und in der Gemeinschaftsverpflegung.
- Förderung eines nachhaltigen Lebensmittelkonsums und des Übergangs zu gesunden, nachhaltigen Ernährungsweisen
- Verringerung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung
- Bekämpfung von Lebensmittelbetrug entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette
Wesentliche Leitziele
- Bis 2030 den Einsatz und das Risiko chemischer Pestizide um 50 % verringern und die Verwendung gefährlicherer Pestizide um 50 % reduzieren
- Reduzierung der Nährstoffverluste um mindestens 50%, wobei gleichzeitig sichergestellt wird, dass es zu keiner Verschlechterung der Bodenfruchtbarkeit kommt. Dadurch wird der Einsatz von Düngemitteln bis 2030 um mindestens 20% reduziert
- Verringerung der Gesamtverkäufe von antimikrobiellen Mitteln für Nutztiere und Aquakultur in der EU um 50% bis 2030
- 25 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche bis 2030 mit biologischer Landwirtschaft zu bewirtschaften.