Sie war nur eine Nummer. Nr. 0815 aus einem Zuchtbetrieb in Niedersachsen, die Zuchtsau mit den zwei himmelblauen Augen, hat die Hölle hinter sich. In den 5 Jahren wurde sie gezwungen für die Fleischindustrie 10 Würfe zu produzieren. Zweimal im Jahr wurde sie zwangsbesamt und in einen Metallkäfig gesperrt, zur Bewegungslosigkeit verdammt. Zehn Würfe, in denen trotz des Kastenstandes, Ferkel erdrückt worden sind. 10 Würfe mit durchschnittlich 13 – 15 Ferkeln, die ihren Körper immer mehr und mehr auszehrten – ohne Erholungsphasen, um wieder Kraft zu sammeln. Bis ihr Körper nicht mehr konnte. Sie erlitt einen Darmvorfall, der behandelt wurde und dazu zeitintensive Nachbehandlungen verursachte. In unseren modernen Zuchtbetrieben bleibt keine Zeit für solche Tiere, die in im Produktionsablauf ein Störfaktor darstellen. Tierschützer vor Ort erfuhren von Nr. 0815 und es war bald ein neues Zuhause gefunden. Doch das Schicksal schien es nicht gut mit Nr. 0815 zu meinen, da kurzfristig die Übernahme auf den Lebensplatz scheiterte. Jetzt kam unsere Jutta ins Spiel. Selbst im Moment viel um die Ohren und gar nicht darauf eingerichtet, sagte sie ja. Ein Nein hätte den Tod für die Zuchtsau bedeuten können.
Uschi schaut aus dem Transportanhänger. Es regnet. Uschi zieht die frische Luft ein. Vorsichtig folgt sie der fremden Frau mit der lockenden Stimme. Unzählige neue Gerüche strömen auf sie ein. Gerüche von andern Artgenossen, anderen Tieren, Menschen.
Zum ersten Mal in ihrem Leben berühren ihre Klauen richtigen Erdboden, der mit Gras bewachsen ist. Wie angenehm es sich anfüllt, kein Vergleich zum harten Betonboden. Auf ihrer nackten, borstenlosen Haut rinnen die Regentropfen ungestört den ausgemergelten Schweinekörper hinab, doch es stört sie nicht. Vorsichtig zupft Uschi ein paar Grashalme. Es scheint ihr zu schmecken. Ihre hellblauen Augen bekommen einen Glanz, der erloschen schien. Vertrauensvoll geht sie der Frau hinterher und steht vor einem grauen Kasten, die Freilandhütte. Uschi schaut zu ihrer Retterin, die mit ihrer Körpersprache versucht, sie in die Hütte zu dirigieren. Bisher kannte Uschi nur ihre Bucht mit Spaltenböden. Sie schaut neugierig durch den Eingang ihrer neuen Schlafstätte. Es riecht angenehm nach frischem Stroh und Uschi geht ohne zu zögern hinein. Es ist herrlich weich und warm. Uschi grunzt zufrieden. Jutta redet weiter beruhigend auf sie ein und lässt ihr Zeit, bedrängt sie nicht und hat sogar Leckerchen, die herrlich süß schmecken, in den Händen. Uschi genießt die Aufmerksamkeit. Für einen Moment vergisst sie die Angst bei der Besamung, die Schmerzen der Geburt, die Enge des Metallkäfigs und ihre gesundheitliche Behinderung, die ihr ironischerweise das Leben gerettet hat.
Endlich angekommen – angekommen in einem Schweineleben, wie es jedem Schwein gebührt.
Geliebt, behütet, umsorgt.
Schwein sein, im Schweineseniorenheim.
Patenschaft für Zuchtsau Uschi
Uschi stammt aus einem Zuchtbetrieb aus der Nähe von Hannover am 07.11.2021 ins Schweineseniorenheim. Da sie eine gesundheitliche Beeinträchtigung hat, der viel Pflegeaufwand benötigt, wäre sie bald zum Schlachter gekommen.
Uschi verdient eine zweite Chance und wäre dankbar für eine Patenschaft. Mit Klick auf das Bild gelangt Ihr zu unserer Patenschaftsseite.
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