Es ist der erste Weihnachtsfeiertag. Früher Morgen, es stürmt hier in Ostfriesland, wie die letzten Tage schon. Heute sitzen die Menschen zusammen und feiern, versuchen vielleicht, den Alltag und ihre Sorgen zu vergessen.

Die Tragödie von Alt Tellin

Doch ich denke schon seit Tagen wieder an die Schweine von Alt Tellin. 57.000 meiner Freunde verbrannten am grausamen 30.3.2021 unter einem blauen Himmel mitten in einem hintersten Winkel unserer Republik. Keine Tagesschau, keine heute-Nachrichten kümmerte es. Und auch noch heute, 1000 Tage nach der Katastrophe, wird die große Mehrheit der Menschen nicht wissen, welche Dramatik sich in Alt Tellin, der Hölle der Schweine, abspielte.

Der Tag der Katastrophe und die Nächte danach

1000 Tage sollten ausreichen, um Wunden zu heilen, Schmerzen zu vergessen und das Geschehene zu rationalisieren. Doch das Gegenteil ist der Fall. Ich weiß noch heute, wie schockiert ich war, als ich von dem Brand erfuhr. Und ich gestehe, es war das erste Mal, dass ich von dieser widerwärtigen Zuchtanstalt für unschuldige Tiere erfahren hatte.

Der Brand konnte nicht gelöscht werden. Insgesamt verbrannten oder erstickten 57.000 Schweine, fielen in die Güllegruben, als die Spaltenböden aus Plastik in der Hitze geschmolzen waren.

Noch viele, viele Nächte danach konnte ich kaum schlafen. Meine Gedanken kreisten immer wieder um die Schweine. Eingesperrt und hilflos. Ich stellte mir eine Muttersau vor, wie sie in ihrem Kastenstand stand, eine Welle von Rauch und Flammen rollte auf sie zu. Ihre Ferkel schreien, bevor der Rauch oder die Flammen sie von ihrem unfassbaren Leid erlösen.

Die Rolle der Politik

Niemand, wirklich niemand in diesem Land sollte dieses Szenario gleichgültig lassen. Doch passiert ist: nichts. Kein Ruck ging durch das Land, keine Konsequenzen wurden gezogen. Politiker wie Renate Künast schwurbelten lieber auf Twitter und versprachen »Aufklärung und Konsequenzen« taten dann aber gar nichts. Die verantwortliche Regierung in Mecklenburg-Vorpommern unter Minister Till Backhaus wusch ihre Hände in kollektiver Unschuld.

Die Aussagen und Handlungen aller großen Parteien sind auch heute noch ein Beweis für mich, dass es ohne eine echte Partei für Tiere keinen Wandel in diesem Land geben kann. Der Wandel für die Tiere kommt nicht ohne einen vorherigen Wandel in der Parteienlandschaft und unsere eigene, laute Stimme für die Rechte und den Schutz der Tiere.

Auch heute noch kann die LFD Holding weitere Betriebe wie den in Alt Tellin für ihre Profite nutzen. Schweine quälen und dann, wenn die Anlage vielleicht zu alt geworden ist, ein paar ausländische Hilfskräfte in einen hinteren Bereich schicken, wo dann aus reinem Zufall vielleicht ein Feuer ausbricht.

Sicher wäre dann nur eines: Die Feuerwehr kommt zu spät. Die unfassbar große Anzahl der Tiere ist nicht zu retten. Und die Behörden brauchen so lange für ihre »Aufklärung«, dass auf den umliegenden Äckern mitten im Nirgendwo schon die zweite Ernte seit dem Brand eingefahren werden kann. Die Täter sind dann längst nicht mehr zu ermitteln oder die Beweislage zu dünn. Alt Tellin bietet die Blaupause für jeden landwirtschaftlichen Großbetrieb, der seine Anlage „warm sanieren“ möchte.

Die Hölle von Alt Tellin bleibt für mich unvergessen. Wegen der Bilder, die sich fest in meinem Hirn eingebrannt haben. Und wegen der eigenen Vorstellungen in meinem Kopf, die mich bis heute nicht wirklich loslassen, auch wenn ich sie nicht jeden Tag vor mir sehe.

Unser Engagement für die Rettung der Schweine

Knapp 1200 Tiere wurden damals aus dem Inferno gerettet. Unser Verein hat lange versucht, zwei der Tiere vor dem letztlichen Tod in einem Schlachthof zu retten. Wir haben Politiker angeschrieben und um Hilfe gebeten. Wir haben versucht, die beteiligten Feuerwehren mit ins Boot zu holen, die Kreisverwaltung und die Amtsveterinäre. Haben gar Kontakte mit Schlachthöfen aufnehmen müssen, bei denen die Tiere aller Wahrscheinlichkeit nach umgebracht werden würden. All das, damit wenigstens ein Lichtblick zurückbleibt – zwei gerettete Schweineleben. Zwei Sauen, die dem Inferno und dem Tod durch die Menschheit entfliehen konnten.

Es hat nicht sollen sein. Und so gedenke ich heute nicht Christi Geburt und feiere nicht, sondern zünde im stillen Gedenken zwei Kerzen an, für die zwei Schweine, die wir niemals retten durften.

Und eine weitere, für die 57.000 Schweine von Alt Tellin, die ich niemals vergessen werde. All das, nachdem ich bei unseren eigenen Schweinen gewesen bin und bei ihnen für die Schweine von Alt Tellin geweint habe.

#niewiederalttellin#schweineleben#schweineliebe#animalrights#veganfortheanimals#friendsnotfood

Hinweis: auf unserem Bild zeigen wir die reale Rauchwolke von Alt Tellin und im Vordergrund Schweine, die dem Inferno scheinbar entkommen sind. Dieser Teil wurde durch KI erstellt und enspricht nicht der Realität.