Die Geschlechterwahl
Schweine sind gesellige Tiere. Ihre wilden Verwandten, die Wildschweine, leben in Familienverbänden, den Rotten von bis zu 50 Tieren. Schweine dürfen nicht alleine gehalten werden.
Selbst in der konventionellen Massentierhaltung ist es vorgeschrieben, dass wenigstens Sichtkontakt zu anderen Schweinen besteht. Wenn Du also beabsichtigst, Schweine als Heimtiere anzuschaffen – egal, ob Mini- oder Großschwein – dann müssen es mindestens zwei sein, es sei denn Du besitzt bereits ein Schwein und möchtest einen Gefährten dazunehmen. Eine Sau und einen unkastrierten Eber zusammenzuhalten, ist verantwortungslos. Dies lehnen wir strickt ab. Es gibt genug arme Schweineseelen, die auf ein neues Zuhause warten. Wir sollten nicht den gleichen Fehler, wie in der Hunde- und Katzenzucht begehen. Daher auch keine Tiere vom (Mini-)Schweinezüchter.
Eine Gruppenhaltung mit mehr als zwei Rottenmitgliedern wäre ideal, was sich aber nicht immer realisieren lässt. Gehen wir also vom Normalfall aus, es ist ausreichend Platz für 2 Schweine vorhanden.
Jetzt stellt sich die Frage: Sau oder kastrierter Eber (Borg)?
Grundsätzlich spielt das Geschlecht keine Rolle. Wichtig ist, dass der Eber kastriert ist.
Viel hängt davon ab, ob sich die beiden Schweine mögen bzw. riechen können oder nicht. Jede Kombination kann gut gehen oder in einer Katastrophe enden. Da sind Schweine ganz individuell. Daher raten wir, vor allem Anfängern in der Schweinehaltung, sich zwei (erwachsene) Schweine anzuschaffen, die sich bereits kennen. Eine Patchwork-Schweinefamilie ist nicht so leicht zusammenzuführen. Schau einfach mal bei den Vereinen, die Schweine vermitteln oder auf Facebook bei diversen Schweinevermittlungs-Gruppen vorbei. Dort findest Du bereits vergesellschaftete und verträgliche Gruppen.
Du suchst einen Partner für Dein Schwein?
Wenn Du einen Gefährten für Dein bereits vorhandenes Schwein suchst, sollte es gleichaltrig sein und annähernd die gleiche Größe haben. Bei Rangordnungskämpfen könnte das kleine Tier erheblich verletzt werden. Ganz ausschließen kann man Schrammen und Bisswunden bei der Zusammenführung nicht.
Die Geschlechterkombination, hängt davon ab, ob Du eine Sau oder kastrierten Eber bei Dir Zuhause hast. Die Zusammenführung zweier fremder Schweine ist nicht immer leicht, gerade wenn sie schon älter sind und es muss nicht immer auf Anhieb funktionieren. Manchmal braucht es mehrere Versuche, unter Umständen sogar mit unterschiedlichen Schweinen. Dazu werden wir in einem anderen Artikel ausführlicher eingehen. Das ist auch der Grund, warum wir raten, direkt zwei (oder mehr) Schweine aufzunehmen und nicht erst eines und später ein zweites dazu. Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Zwei oder mehr Schweine schließen sich ihrem Menschen genauso an oder auch nicht, wie nur eines. Schweine sind Individuen.
Zwei kastrierte Eber
Zwei kastrierte Eber sind in der Regel am einfachsten zu handhaben. Zugegeben, ihre imposante Erscheinung, vor allem die gut sichtbaren Eckzähne, flössen Respekt ein. Doch gerade die Herren der Schweineschöpfung können sehr lieb und verschmust sein. Kastrierte Eber sind meistens anschmiegsamer als Sauen und nicht so launisch, denn sie kommen ja nicht in die Rausche.
Sicherlich gibt es Ausnahmen, wie bei jedem Tier. Bedenken muss man noch, dass die Eckzähne immer wachsen und diese ggf. gekürzt werden müssen. Entweder macht man es selbst oder muss einen kundigen Tierarzt an der Hand haben.
Für Neulinge in der Minischweinehaltung sind zwei kastrierte Eber die erste Wahl.
Zwei Sauen
Bei zwei Sauen kann es in der Rausche zu Problemen kommen, wenn die Hormone verrücktspielen und das nicht nur untereinander, sondern auch mit dem Pfleger. Sauen sind öfter dickköpfig und eigensinnig. Sicherlich gibt es auch die berühmten Ausnahmen von der Regel. Bei einer Wildschwein-Rotte gibt es eine Leitsau. Sie muss schlau sein und Durchsetzungsvermögen sowie Führungsqualitäten besitzen. Unsere domestizierten Schweinedamen verhalten sich wie ihre wilden Geschwister und da muss der menschliche Rottenführer zusätzlich viel Konsequenz und Standhaftigkeit mitbringen, um sich bei dieser geballten Frauenpower durchzusetzen. Zu dieser Kombination raten wir eher erfahrenen Schweineliebhabern.
Eine Sau mit kastriertem Eber
Ein Pärchen – bestehend aus einer Sau und einem kastrierten Eber, wäre möglich, doch dann bekommt der kastrierter Eber die Launen der Schweinedame zu spüren, wenn sie paarungsbereit ist. Hier wären drei Tiere – 2 kastrierte Eber und eine Sau – besser. So verteilt sich die Aggressivität der Sau während der Rausche auf zwei kastrierte Eber. Ganz nach dem Motto: Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Bei unseren Großschweinen z. B. funktioniert diese Kombi sehr gut, wobei in der Rausche unsere Sau eher auf ihrem menschlichen Futterspender als möglichen Partner ihren Fokus richtet.
Bitte kein Pärchen mit einem intakten Eber oder Einzeltiere, auch nicht vorübergehend
Wir raten dringend davon ab, ein zuchtreifes Pärchen auszusuchen. Leider sind die Vermittlungsforen voll mit den Nachkommen solcher unüberlegten Kaufentscheidungen und Zusammenführungen. Die Leidtragenden sind die Tiere, die im schlimmsten Fall beim Schlachter landen.
STICHWORT Einzelhaltung
Einzelhaltung in jeglicher Form ist tabu. Es gibt wirklich nur ganz, ganz wenige Ausnahmen, z. B. bei kranken Schweinen oder sehr alten Tieren, deren Partner verstorben ist und für die eine Zusammenführung zu stressig wäre und die Schweinehaltung ohnehin aufgegeben wird. Da kommt es auf das Individuum an. Manche alte Schweine wollen lieber alleine bleiben, andere lassen sich noch gut mit einem passenden Partner vergesellschaften. Da ist der Einzelfall entscheidend. Grundsätzlich aber – nie alleine!
Vor allem einzeln gehaltene, nicht kastrierte Eber, können ein großes Problem darstellen. Ja, sie können sogar gefährlich werden, da sie ihre natürlichen Triebe nicht ausleben können. Unter Umständen kann sich diese Frustration in einem aggressiven Verhalten und Zerstörungswut äußern und sich gegen den Pfleger richten. Die Eber müssen kastriert werden, alleine um unerwünschten Nachwuchs zu vermeiden.
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