Sind wir keinen Schritt weiter, was die Aufklärung der Brandursache oder gar mögliche Konsequenzen rund um diese Katastrophe und den Tod der Schweine anbelangt. Weiterhin gibt es nur kurze, inhaltslose Aussagen seitens der verantwortlichen Behörden. Wenn überhaupt. Denn beispielsweise der zuständige Bürgermeister der Gemeinde, Herr Frank Karstädt (CDU) sagt, erklärt oder beantwortet lieber gar nichts.
So bleiben uns abermals nur Vermutungen und Gedankenspiele, was da letztlich an diesem verheerenden 30.03.2021 passiert ist. Eine Tatsache ist dabei jedoch unbestritten: Die Katastrophe hat ihren Ursprung in einer laschen Gesetzgebung, einer lobbyistisch geprägten und möglicherweise korrupten Politik und der Geldgier einzelner Menschen, die Tiere nicht nur Nutzen und Ausnutzen, sondern sie bewusst massenhaft quälen. Für die Schweine keinen Wert haben, außer dem des Schlachtkörperpreises.
Eine weitere Tatsache ist: von über 57.000 Schweinen wurden an diesem Tag nur 1300 vor dem Flammen- und Erstickungstod bewahrt. Es waren auch viel zu wenige Feuerwehrleute vor Ort. Katastrophenalarm wurde nicht ausgelöst.
Und so ist es für uns Tierschützer und Tierrechtler nur ein kleiner Schritt hin zur Vermutung, dass nicht nur die Tiere nicht gerettet werden konnten, sondern sie sollten es auch nicht.
Wahrscheinlich haben die zur Rettung geeilten Feuerwehrleute schon bald gemerkt, dass es nicht möglich ist, alle Zuchtsauen aus den Kastenständen zu befreien. Oder die zehntausenden Ferkel rechtzeitig herauszutreiben. Was noch frappierender war, ist die Tatsache, dass gar nicht ausreichend Personal, Hilfskräfte und vor allen Dingen Platz vorhanden war, um diese Vielzahl der Tiere überhaupt zu versorgen oder zu kontrollieren.
Also hieß es wahrscheinlich: Türen zu lassen. Wir können nichts tun. Lasst sie verbrennen. Die Aussagen aus dem Landkreisamt Vorpommern-Greifswald dienen derweil als Schönfärberei und Umkehrung der Schuld: nicht die Menschen waren schuld, dass die Tiere nicht gerettet werden konnten. Sondern die Tiere. Sie würden sich „zurückziehen“ und nicht freiwillig „fliehen“.
Umkehr der Beweislast? Denn wenn die Tiere so „doof“ sind und nicht fliehen, was sollen wir Menschen dann tun? Ganz klare Antwort: erst gar nicht solche Mega-Ställe bauen. So eine unkontrollierbare Anzahl von Tieren in einer Tierhaltung hätte es niemals geben dürfen. Und so war das Schicksal der 57.000 Schweine, die an diesem grausamen Tag des 30.03.2021 erstickten, bei lebendigem Leib verbrannten oder in die Güllegrube stürzten und ertranken, an dem Tag besiegelt, als die zuständigen Behörden die Genehmigung zum Bau erteilten.
In der Geschichte der Anlage von Alt Tellin haben eine Menge Menschen versagt oder bewusst selbstsüchtig gehandelt. In einer Republik, die den Tierschutz als Staatsziel in ihrer Verfassung verankert hat, müsste es einen kollektiven Aufschrei geben. Ein Untersuchungsausschuss müsste die Gesamtzusammenhänge beleuchten und jeden Menschen, der an der Errichtung und den Betrieb der Anlage beteiligt war, zur Verantwortung ziehen.
Wir leben nicht in einer solchen Republik. Oder doch? Wenn ja, dann sind Schweine keine Tiere und verdienen keinen Schutz des Staates. Bravo, Deutschland. Hauptsache Deutschland kommt heute ins Viertelfinale der Fußball-EM.
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