Die Entscheidung Schweine aufzunehmen ist gefallen, alles Rechtliche und die Art der Unterbringung ist geklärt. Jetzt stellt sich die Frage: Woher bekomme ich meine neuen Familienmitglieder?

Das hängt natürlich davon ab, ob Du Minischweine oder Großschweine aufnehmen möchtest. Du hast die Möglichkeit Schweine aus dem Tierschutz aufzunehmen, was wir Dir natürlich sehr ans Herzen legen wollen. Andere Quellen – die wir nur bedingt empfehlen -, sind Kleinanzeigen, Schweine geschenkt bekommen, vom Züchter oder Zoohandlungen. 

Wobei wir letzteres nicht ausführlich behandeln und nur der Vollständigkeit halber erwähnen, da die wenigsten Zoohandlungen Schweine anbieten und das ist gut so.

Schweine als Heimtiere -  Aus dem Tierschutz

Wir raten grundsätzlich Minischweine aus dem Tierschutz aufzunehmen.

Das heißt nicht, dass in jedem Tierheim Schweine vermittelt werden. Dies ist eher selten der Fall, es kommt aber vor. Lebenshöfe geben in der Regel keine oder nur in Ausnahmefällen Tiere ab.

Es gibt Organisationen und Vermittlungsforen auf den Social Media Kanälen, die für Mini- aber auch Großschweine ein neues Zuhause suchen. Manchmal findest Du darunter auch Schweine aus Tierversuchslaboren.

Die Vorteile:

  • Wenn es kein Fundtier ist, erfährst Du etwas über die Vergangenheit Deiner neuen Familienmitglieder
  • Du kannst den Charakter Deines Schweines einschätzen
  • Du weißt, welche Vorlieben Dein neues Familienmitglied hat
  • Du bekommst Schweine, die sich kennen und zueinander passen
  • Du bekommst Schweine, die bereits ihre Rangordnung untereinander festgelegt haben, eine Vergesellschaftung ist nicht mehr nötig
  • Du bekommst Schweine, die zu Dir und Deinen Lebensverhältnissen passen
  • Die Tierschützer werden Dir bei Problemen helfen und Lösungen anbieten
  • Die Tierschützer begleiten Dich bei der Vergesellschaftung Deines Schweines mit einem neuen Artgenossen und stehen Dir mit Rat und Tat zur Seite
  • Die Tierschützer werden im Notfall die Schweine wieder zurücknehmen
  • Du tust aktiv etwas für den Schweineschutz
Für Menschen die Gesellschaft für ihr Einzelschwein suchen, können die Tierschützer, den passenden Partner finden. Vertraue auf die Erfahrung der Schweineexperten. Du möchtest doch, dass Dein Schwein und auch Du, mit dem Neuzugang gut klarkommen und auch umgekehrt, sollte der Neulinge sich bei Dir wohlfühlen. Schließlich soll die Verbindung ein Schweineleben lang halten.
Die Vergesellschaftung, gerade bei Minischweinen, ist nicht immer einfach. Manchmal braucht es mehrere Anläufe, manchmal geht eine Kombination gar nicht. Aus diesem Grund raten wir, gerade Anfängern in der Schweinehaltung, immer von Anfang an mindestens zwei Tiere aufzunehmen, die sich bereits kennen.
Das Argument: “Ich will ja erstmal eines zahm machen, es soll sich an mich gewöhnen, sodass das andere daraus lernt”, ist Humbug.
Egal wie viel Schweine, alle können zutraulich werden, auch in der Gruppe. Sicherlich gibt es individuelle Unterschiede, eines kommt sofort neugierig angelaufen, ein anderes ist eher zurückhalten oder gar ängstlich und das nächste eine totale Schmusebacke. Nicht jedes Schwein ist gleich und das ist auch gut so. Respektiere das bitte. Es liegt an Dir, das Vertrauen Deiner Schweine zu gewinnen.
Schweine als Heimtiere - Aus Kleinanzeigen oder geschenkt

Kleinanzeigen

Privatleute, die keinen Verein im Rücken haben, vermitteln Schweine, die sie aus schlechten Verhältnissen gerettet haben, die ihnen zugelaufen sind oder ihre eigenen Tiere aus diversen Gründen abgeben müssen. Häufig findet man diese bei den Kleinanzeigen in Zeitungen oder im Internet auf den bekannten Plattformen. Bei solchen Anzeigen ist Vorsicht geboten. Wir raten davon ab, Schweine aus solchen Quellen aufzunehmen, wenn Du nicht genau nachvollziehen kannst, woher die Tiere kommen. Bei Problemen mit den Schweinen steht man alleine da und weiß in der Regel nicht, ob die Angaben, die gemacht werden, der Wahrheit entsprechen. Außerdem könnte es sich um Züchter handeln. Im Gegensatz zu Züchtern, nehmen die Schweineschützer, die von ihnen vermittelten Schweine auch wieder zurück, falls die Haltung nicht mehr möglich ist oder helfen Probleme zu lösen.

Geschenk
Ein Jubiläum steht an oder eine Hochzeit, vielleicht ein runder Geburtstag? Und plötzlich drücken die lieben Verwandten oder Kollegen einem ein süßes Ferkel in die Hand. Tolle Überraschung! Aber nicht für das Schwein. In den meisten Fällen geht der Spaß nach hinten los und endet für das Tier beim Schlachter oder bestens falls landet es im Tierschutz. Da wäre ein Schwein aus Plüsch die richtige Wahl gewesen. Bitte keine Schweine als Überraschung verschenken.

Fundtiere: Erwähnen möchten wir noch, dass Dir vielleicht mal ein Minischwein zuläuft bzw. Du findest ein Tier. Manche überforderten Besitzer setzen ihre Minischweine einfach aus oder es ist unbeabsichtigt entwischt, weil es eine Lücke im Zaun entdeckt hat.
Bitte melde das Schwein dem nächstgelegen Tierheim oder Veterinäramt, bei Wildschweinen ist der Jagdpächter zu verständigen.

Schweine als Heimtiere - Vom Züchter
Wir sprechen uns eindeutig gegen die Minischweinezucht aus.
Natürlich möchten wir auch die Zucht der Großschweine beendet sehen, aber dies ist ein langwieriger Prozess. Wir arbeiten dran.
Bei Großschweinen hat man manchmal keine andere Wahl, als sich an einen Zuchtbetrieb oder Mastanlagen zu wenden, da diese von der Gesellschaft als “Nutztiere” und nicht als Heimtiere angesehen werden. Nicht jeder Landwirt gibt seine Schweine ab.
Dann gibt es da noch die Schweine-Züchter, die besondere Schweinerassen züchten, um die Art zu erhalten oder die Selbstversorger, die Schweine für den eigenen Bedarf züchten.
Aber auch Großschweine gibt es in der Tierschutzvermittlung, also kein Grund sich bei Züchtern umzuschauen. Sprecht uns einfach an.

Minischweine werden oft als “Hunde-Ersatz” angepriesen. Minischweine sind keine Hunde und sollten nicht wie Hunde behandelt werden. Es sind Schweine – mit arteigenen Bedürfnissen. Punkt.

Viele Minischwein-Züchter arbeiten mit sehr unseriösen Methoden:

  • Sie locken mit zuckersüßen Fotos von Minischweinbabys, die voll auf das Kindchenschema abzielen.
  • Mit Gewichtsversprechen, die auf tierquälerische Diätpläne beruhen und die Größe der Schweine beeinflussen sollen,
  • Rasse-Fantasie-Namen, die es gar nicht gibt
  • und Vorgaukeln von falschen Tatsachen, z. B. zeigen sie Dir die Elterntiere in einem Alter von 2 Jahren, die dann bei noch lange nicht ausgewachsen sind.
  • Sind die Sauen und der Eber so untergebracht, dass nicht aus Versehen ungewollte Verpaarungen entstehen?
  • Die meisten Züchter haben kein Fachwissen über die Genetik der Schweine, was fatale folgen für die Tiere haben kann.
  • Schweine können 15 Jahre oder Älter werden. Was ist, wenn nicht alle Jungtiere vermittelt werden können?
  • Hat der Züchter dann Platz, die von ihm erzeugten Lebewesen artgerecht bei sich unterzubringen oder bringt er sie zum Schlachter?
  • Weiß er um eventuelle Erbkrankheiten, seiner abgegebenen Tiere?
  • Züchtet er mit den Elterntieren trotzdem weiter?
  • Nimmt er seine Tiere zurück, wenn der Besitzer das Minischwein nicht mehr versorgen kann?
  • Finden nach der Vermittlung Nachkontrollen statt?
Wir sehen sehr viele Minischweine mit gesundheitlichen Problemen, die auf die Zucht zurückzuführen sind. Wir wagen zu bezweifeln, dass sich die Züchter die Mühe machen, bei jedem Interessenten persönlich zu prüfen, wo und wie die Schweine untergebracht werden.
Es gibt in Deutschland für Minischweine keine Rassestandards, keinen Verband und keine Herdbücher (wie bei Großschweinen üblich), keine Kontrollen.
Und wenn ein Züchter damit wirbt, eine registrierte oder eingetragene Zucht zu haben, solltest Du nachfragen, wo er registriert oder eingetragen ist. Dass er seine Zucht beim Veterinäramt, der Tierseuchenkasse und der Zentralen Datenbank für Schweine (HI-Schwein) anmelden muss, ist zwingend vorgeschrieben. Jeder Schweinehalter ist dazu verpflichtet. Das sagt nichts über seine Qualifikation als Züchter aus.
Jeder kann Minischweine züchten, ob er/sie davon Ahnung hat oder nicht. Vermehren nennt man das. Und leider wissen wir, wo der Nachwuchs aus solchen Schweineproduktionen landet. Richtig. Im Tierschutz oder beim Schlachter.
Und die Menschen müssen sich noch nicht mal Züchter nennen. Es gibt die Fälle, wo sich ein zuchtreifes Schweine-Pärchen angeschafft wird und man einfach mal “Babys” haben möchte. Wo die acht oder mehr Ferkel dann letztendlich landen, ist diesen Menschen egal. Hauptsache, das eigene Ego wird befriedigt und die Geldkasse aufgefüllt. Einige Hundert Euro verlangen diese Vermehrer für ihre Ferkel.
Anstatt die Zucht einzustellen oder wenigstens zu reduzieren und erstmal die Tiere aus dem Tierschutz unterzubringen, wird fröhlich weiter vermehrt. Natürlich sind junge Ferkel herzallerliebst. Das verstehen wir, trotzdem raten wir gerade Anfängern davon ab. So einfach ist die Aufzucht und die Erziehung bei der “Rüpelphase” (bilden der Rangordnung) der Schweine im Alter von 6 Monaten und mit 2 Jahren für ungeübte Schweineliebhaber nicht.
Bitte unterstütze keine Züchter und keine Vermehrer.
Es gibt genug Schweine im Tierschutz, die ein neues Zuhause suchen, auch in Deiner Nähe. Und ja, auch Ferkel werden vermittelt. Es gibt keinen Grund zu sog. Züchtern zu gehen.

Wir beraten Dich gerne und helfen Dir bei der Suche nach Deinen Traumschweinen.

Kontakt: Sabine Duda

Bildquelle(n):

Beitragsbild – Canvas Pro

Schweine aus Tierschutz und Kleinanzeigen/Geschenk – Canvas Pro

Vom Züchter – alle bis auf oben links – Canvas Pro
oben links – Ferkelgruppe – Jörg Kipka