Wir haben uns mit den gesetzlichen Vorschriften beschäftigt und welche Voraussetzungen für eine private Schweinehaltung notwendig und wünschenswert sind.

 

Gehen wir nun in die Praxis. Bevor die Schweine einziehen können, muss neben einem Stall, vor allem ein Zaun für das Gehege vorhanden sein. Du hast Deinen Amtsveterinär unterrichtet und in der Regel wird dieser bei Dir vorbeischauen und Dir bestimmte Auflagen machen, wie die Einzäunung beschaffen sein soll. Das ist nicht immer die Regel. Wir haben bei unseren ersten Groß-Schweinen 2 Jahre lang keinen Amtsveterinär gesehen.

Leider kann man keine definitive Aussage darüber machen, wie die Veterinärämter die Genehmigung handhaben. Daher ist es sinnvoll, beim zuständigen Veterinäramt anzurufen und zu fragen, wie es gehandhabt wird und ob ein zeitnaher Besuch möglich ist.


Es kommt natürlich auch darauf an, ob Groß- oder Minischweine aufgenommen werden sollen. Wildschweinhaltung lassen wir aus, da hierfür besondere Regelungen gelten.
Von der Schweineart hängt es ab, welches Material verwendet werden kann und wie hoch der Zaun sein muss. Außerdem spielt die Wildschweindichte eine Rolle. Je mehr Wildschweine in Deiner Gegend leben, desto mehr wird das Veterinäramt auf die Einhaltung der Auflagen bestehen.

Schweine als Heimtiere - Freilandhaltung Einzäunung

Freilandhaltung mit strengen Vorschriften

 

Z. B. gelten für die Freilandhaltung (kein gemauerter Stall, sondern unbefestigte Hütte, ganzjährig im Freien gehalten) ganz besonders strenge Auflagen.

Auch in der Auslaufhaltung (befestigtes, meist gemauertes Stallgebäude mit ständigem Zugang zur Weide) sollte die Umzäunung ähnlich gestaltet werden.

Der Außenzaun muss mindestens 1,50 m hoch sein und der Innenzaun (meist Elektrozaun) bis zu 2 m davon entfernt angebracht werden. Manche Veterinärämter verlangen sogar einen Unterwühlschutz. 

Beispiele von geeignetem Untergrabungsschutz:

  • Umzäunung 20 bis 50 cm eingraben
  • Bodenanker
  • Stromführende Litze auf der Außenseite des Zauns (20 cm über dem Boden und 20 – 40 cm Abstand vom Außenzaun)

Allerdings schießen manche Amtsveterinäre über das Ziel hinaus und verlangen Zaunkonstruktionen, die einem Hochsicherheitstrakt gleich kommen. Verlangt ein Amtsveterinär unverhältnismäßig strenge Auflagen, dann kontaktiert uns bitte, da wir solche Fälle sammeln und versuchen eine Lösung zu finden.

 

Doppelte Einzäunung ist Pflicht!

 

Warum wird bei der Auslauf- und Freilandhaltung so streng auf eine zweifache Einzäunung bestanden?
Sie ist Ausfluss der Schweinehaltungshygieneverordnung in Verbindung mit dem Tierseuchengesetz.

Der Sinn und Zweck der Umzäunung ist in erster Linie, die Schweine sicher im Gehege zu behalten, damit sie niemanden gefährden. Entkommen die Schweine und verursachen z. B. einen Autounfall, dann bist Du als Besitzer dafür verantwortlich und musst die Kosten tragen.

Natürlich soll auch kein fremder Mensch oder andere Tiere ins Gehege eindringen können. Vor allem Wildschweine sollen durch den Zaun abgehalten werden, zu den Hausschweinen zu gelangen, um Übertragung von Krankheiten (z. B. die Schweinepest) zu verhindern. Auch Raubtiere wie Hunde, Wölfe, Luchs etc. sollen nicht eindringen können.

Der Abstand zwischen Außen- und Innenzaun muss so gewählt werden, dass ein direkter Kontakt zwischen Wild- und Hausschwein auch dann verhindert wird, wenn die Wildschweine den Außenzaun eindrücken. Die Pflege dieses Bereiches ist besonders wichtig, wenn ein stromführender Zaun verwendet wird, da sonst die einwachsende Vegetation die Stromführung kurzschließt und so die Funktion beeinträchtigt wird. Außerdem können nur so die Zäune auf Defekte kontrolliert und zeitgerecht repariert werden.

Grenzt der Zaun des Nachbarn an Dein Grundstück, dann kann dieser ggf. als Außenzaun dienen und Du brauchst nur noch den Elektrozaun  anzubringen. Spreche dies mit dem Amtsveterinär ab, ob diese Möglichkeit ausreichend ist. Sicherlich kommt es auch auf die Beschaffenheit und Höhe des Nachbarzaunes an.

Bei unseren Großschweinen z. B. grenzt das Grundstück unseren Nachbarn an der rechten Seite direkt am Gehege an. Dort ist ein ca. 1 m hoher Maschendrahtzaun angebracht. Eigentlich zu niedrig, doch auf unserer Seite steht eine dichte Reihe von Buchen (war mal eine Hecke), die zusätzlich eine Hürde bilden. An den anderen Seiten haben wir einen 1,60 m hohen Wildzaun angebracht.

 

Schweine als Heimtiere - Zaun

Welcher Zaun – welches Material?

Auf der sicheren Seite bist Du, wenn der Außenzaun 1,50 – 1,60 m hoch ist.
Dieser kann z. B. aus Wilddrahtzaun/Knotengeflecht bestehen, der unten engmaschiger wird. Engmaschig muss der äußere Zaun auch dann sein, wenn in der Freilandhaltung nur ausgewachsene Schweine gehalten werden. Der Grund ist, dass das Durchschlüpfen von  Wildschwein-Frischlingen verhindert werden soll.

Der Zaun kann aus dickem Holzlatten z.B. Schwartenholz / Bonanzazaun / Rancherzaun (meist bei Minischweinehaltung) oder Metall (z. B. Doppelstabgitter) gebaut werden.

Wichtig ist, dass der Außenzaun stabil ist. Springen die Schweine dagegen, aus welchen Gründen auch immer, darf dieser nicht umgerissen oder durchbrochen werden.

In der Freilandhaltung werden häufig auch Elektrozäune mit 5 – 6 Litzen für Außen verwendet.

 

Knotengeflecht / Wildzaun

Diese Zaunart ist sehr beliebt. Einigermaßen günstig, langlebig und sicher.

Das Knotengeflecht wird üblicherweise mit einer Rollenlänge von 50 m ausgeliefert. Eine Rolle Knotengeflecht wiegt, je nach Zaunhöhe, zwischen 20 und 30 kg.

Wildzäune sind in unterschiedlichen Zaunhöhen und Drahtstärken erhältlich. Je nach Maschenweite kann ein Wildzaun selbst Kleinwild wie Hase und Fuchs fernhalten.

Der Zaun sollte regelmäßig, bei jeder Kontrolle der Tiere, auf seine Funktionstüchtigkeit mit kontrolliert werden.

Im Bereich der Ein- und Ausgänge ist das Prinzip der doppelten Umzäunung ebenfalls umzusetzen.

 

Empfohlen wird:

  • eine Maschenweite von höchstens 60 x 80 mm im unteren Bereich; nach oben hin ist eine größere Maschenweite möglich
  • Stärke Kopf- und Fußdraht: mind. 2,45 mm Durchmesser
  • Fülldraht: mind. 1,9 mm Durchmesser
  • Verknotet und nicht verschweißt, verzinkt

 

Holzzaun

Holzzäune werden in der Regel bei der Minischweinhaltung verwendet. Bei Großschweinen ist es nicht üblich, da die Schweine mit ihren teilweise 250 – 350 Kilo durch normale Holzbretter durchbrechen können. Die Bretter müssen daher extrem stabil und nicht zu dünn sein.

Bewährt und relativ günstig sind sog. Zäune aus Schwartenholz, die die Minischweine sicher im Gehege halten.

 

Zaunpfosten

Die Zaunpfosten sollten stabil und langlebig sein und da wäre Eiche, Akazie oder Weißbuche eine gute Wahl.

Für Wildzäune gibt es spezielle Metallpfosten mit Einkerbungen für das Drahtgeflecht.

Die Zaunpfähle sollten nicht von den Schweinen ausgegraben werden können.

Schweine als Heimtiere - Bonanzazaun

Isolatoren und Weide-Stromgerät

Du brauchst neben den stromführenden Litzen ein Stromgerät bzw. Weidezaungerät und die passenden Isolatoren.

Das Weidezaungerät kann direkt aus der Steckdose mit Strom versorgt werden oder über ein Akku/Batterie (muss häufiger kontrolliert werden).

Es gibt mehrere Varianten:

  • Netzgeräte mit 230 Volt-Anschluss
  • Akkugeräte für den Anschluss an einen Akku mit 12 Volt
  • Akkugeräte in Kombination mit einem Solarmodul und Akku 12 Volt
  • Batteriegeräte für den Anschluss an nicht-aufladbare Batterien

Die Voltleistung liegt zwischen 6000 – 10000. Achtung! Für andere Haustiere könnte dies eine Gefahr darstellen z.B. für Katzen, die u. U. bei einem Stromschlag Herzrhythmusstörungen bekommen können.

Die Isolatoren sind die Halterungen für die Litzen. Je nach Art, ob nun Draht, Seil oder Band, gibt es die speziellen Isolatoren. Außerdem unterscheiden sie sich noch in der Länge und Form, ob nun kurz, sehr lang, gebogen je nachdem, wo sie angebracht werden.

Schweine als Heimtiere - Litzen

Der Innenzaun – Elektrozaun

Der Innenzaun besteht in der Regel aus einem Elektrozaun mit 2 oder 3 Litzen und einem Abstand zum Außenzaun zwischen 1 m und 2 m.

Faustregel für die Höhe der einzelnen Drähte: In Höhe des Schweinerüssels.

So wächst der Zaun entsprechend der Größe des Tieres mit. Wie hoch Du die Litzen anbringen musst, hängt davon ab, ob Du Minischweine oder Großschweine unterbringen möchtest.

Für Minischweine reichen in der Regel 1 – 2 Litzen mit einem Abstand von 20 cm – 30 cm.

Bei Großschweinen empfiehlt es sich 3 Litzen anzubringen, es würden aber auch 2 reichen. Wir haben z. B. zum Nachbarn mit 3 Litzen gearbeitet (nur aus Sicherheitsgründen) und bei den anderen Zaunseiten mit 2 Litzen. Da wir unsere Schweine als Ferkel bekommen haben, mussten wir den Zaun der Größe der Schweine anpassen und immer wieder mal die Litzen nach oben verschieben. Bei drei Litzen ist die erste auf 10 cm (bei Ferkeln) anzubringen. Ansonsten reicht die Höhe von 20 und 45 cm Höhe gemessen von Bodenniveau.

 

Bedenke auch, dass die Litzen

– nicht von der Vegetation überwuchert werden sollen (regelmäßige Kontrolle und Beschnitt),

– nicht beim Wühlen von den Schweinen Erde auf den Draht gelangt und diesen vergräbt

– die Schweine nicht den Zaun übersteigen oder hinüberspringen können oder darunter durchlaufen.

 

Weidezaundraht (siehe Bild oben):

Ein 1,5 mm dicker Draht aus Metall z.B. Eisen, Stahl, Aluminium oder verzinkt. Je nach Art des Metalls teurer in der Anschaffung.
Diese Litze ist langlebig, stabil und wenig windanfällig. Trotzdem muss regelmäßig kontrolliert werden, ob der Draht gespannt und unversehrt ist. Mit einem Drahtspanner funktioniert das sehr gut.

Weidezaun - Elektroband und -seil

Weidezaunlitze und Weidezaunseil:

Diese Litzen, die häufig in der Pferdehaltung verwendet werden, haben den Nachteil, dass sie regelmäßig nachgespannt werden müssen. Außerdem führen sie nicht so viel Strom, wie der o. g. Draht. Die dünnen Drähte sind mit Kunststofffasern verflochten und können brechen und die Stromzufuhr wird weiter vermindert. Vorteil: kostengünstig

 

Weidezaunband:

Dieses Band ist sehr anfällig für Wind und muss regelmäßig nachgespannt werden. Für eine sehr windreiche Region, nicht unbedingt zu empfehlen.

In einem meist 1 cm breiten Kunststoffband sind feine Drähte eingearbeitet. Diese können brechen und verringern die Stromzufuhr.

Es gibt auch spezielle Wildschwein-Abwehrzäune, die relativ teuer sind (ca. 220 – 590 €) und meistens im Set angeboten werden. Sie bestehen aus einem zweireihigen Elektroseil, manchmal auch als Maschengeflecht. Sie sind nicht besser oder schlechter als die anderen Varianten.

Freya, Loki, Gandhi als Ferkel

Bewährt hat sich der Weidedrahtzaun.

Ggf. kann die oberste Reihe mit einem der anderen Elektrozaunarten versehen werden, die für die Schweine und für den Menschen besser zu sehen sind z. B. das Zaunband.
Wir haben über unseren Drahtlitzen ein blaues Plastikband angebracht (siehe Foto), damit wir uns nicht im Draht verfangen, weil er schwer zu sehen ist. Auch für die Schweine ist diese Band gut zu erkennen.

Bildquelle(n):

Beitragsbild – Freilandschweine – Canvas Pro

Zeichnung doppelte Einzäunung – Gesundheitsministerium Österreich

Wildzaun – Hans Braxmeier – Pixabay
Holzzaun – Natalie Faulk – Pixabay

Schwartenholz – Wikipedia

Litzen Elektrodraht – links PIRO4D und rechts Hans Braxmeier – Pixabay

Bandlitze – HHach – Pixabay
Elektro Seil – Analogicus – Pixabay

Ferkel Loki – Sabine Kipka