
Ernährungsbedingte Krankheiten – z. B. Durchfall, Verstopfung, Mangelerkrankungen und Fettleibigkeit
Artgerechte Ernährung in der richtigen Zusammensetzung, Menge und Qualität beugt vielen Erkrankungen vor. Wir listen ein paar Ursachen für falsche Ernährung auf und was als erste Maßnahme getan werden sollte.
Durchfall
Mit Durchfall (Diarrhö) wird wohl jedes Minischwein im Laufe seines Lebens mal zu tun bekommen. Es können alle Altersgruppen betroffen sein. Gerade Ferkel sind besonders anfällig, da ihnen noch der Immunschutz fehlt. Durchfall ist immer ein Symptom, die Ursache liegt häufig woanders. Meist kommen noch andere Symptome hinzu z. B. Fieber, Festliegen.
Durchfall – mögliche Ursachen:
Falsches oder verdorbenes Futter sowie Trinkwasser,
zu schnelle Futterumstellung,
Giftpflanzen
Stress z. B. beim Einzug ins neue Zuhause, Transport oder Vergesellschaftung,
Futtermittelunverträglichkeiten,
Medikamente,
Parasitenbefall,
bakterielle oder
virusbedingte Infektionskrankheiten
Von der Symptomatik „Durchfall“ spricht man, wenn das Verhältnis von Wasseraufnahme und Wasserausscheidung gestört ist (Malabsorption). Im normalen Kot liegt der Wassergehalt bei ca. 55 – 75 %.
Bei Durchfall ist der Kot nicht mehr geformt, sondern wässrig. Je nach Ursache ist dieser unterschiedlich gefärbt und riecht unangenehm (beißend, faulig, scharf). Schwarz verfärbter Kot kann u. a. auf ein Magengeschwür hinweisen oder auf einen hohen Kupferanteil im Futter. Gelblicher Durchfall kann auf Kokzidien oder Salmonellen hinweisen. Nicht normal sind auch grauer Kot und Blutbeimengungen.
Dass nur einwandfreies Futter verabreicht werden soll, ist wohl selbstverständlich. Daher auch auf eine gute Lagerung der Futtermittel achten. Keime, Pilze und Hefen, Pilztoxine und auch Milben könnten sich sonst ansiedeln und vermehren.
Die Menge spielt ebenfalls eine Rolle. Bei Magenüberladung wird die Darmmotorik gehemmt. Futter verbleibt länger im Darm und bietet für Durchfallerregern einen idealen Nährboden.
Die Zusammensetzung des Futters ist ebenfalls sehr wichtig. Bei schwer verdaulichen Futtermitteln z. B. rohe Kartoffeln oder Rüben kann es zu einer Gärungsdiarrhö kommen, aufgrund des hohen Kohlehydratanteils. Von Fäulnisdurchfall spricht man, wenn schwer verdauliches Protein z. B. von Bohnen und Erbsen und gleichzeitig zu wenig Rohfaseranteil im Futter vorhanden ist.
Zu viel Fett (z. B. Käse, Öle) sowie schlecht verdaulicher Zucker in großen Mengen (z. B. in Sojamehl).
Was tun bei Durchfall?
Wenn der Durchfall einwandfrei auf eine falsche Fütterung oder verunreinigtes Trinkwasser zurückgeführt werden kann und das Schwein keine anderen Symptome zeigt, sind die Ursachen zu beseitigen. Hält der Durchfall aber länger an (mehr als 2 Tage) dann sofort den Tierarzt hinzuziehen. Bei Ferkeln immer den Tierarzt rufen.
Auf artgerechtes Futter umstellen und immer sauberes Trinkwasser anbieten. Ggf. Lagerort und Behälter kontrollieren und bei Bedarf ändern. Bessere Hygiene der Wasser- und Futtertröge.
Meist reicht eine ein- bis zweimalige Gabe von einem geriebenen Apfel. Das enthaltene Pektin bindet das Wasser im Körper und dickt den Kot an.
Bananen und Zwieback können wir nicht empfehlen. Sie bringen nicht sehr viel und machen dick.
Tees kann man geben, da der Durchfall dem Körper Flüssigkeit und Elektrolyte entzieht. Allerdings kann ein zu viel auch den Durchfall verlängern. Sauberes Wasser reicht. Bei schwerwiegendem Durchfall, der aufgrund einer ernsthaften Erkrankung entstanden ist, muss der Tierarzt ohnehin hinzugezogen werden. Dieser wird mit einer entsprechenden Elektrolytlösung den Flüssigkeitsverlust ausgleichen.
Dem Futter kann Heilerde oder Futterkohle zusetzen, wenn der Verdacht nahe liegt, dass das Schwein giftige Pflanzen gefressen hat. Ballaststoffe (Stroh, Erde) wirken günstig auf die Verdauung. Sie regen die Darmmotorik an und toxische Stoffwechselprodukte können absorbiert werden.
Bei Ferkeln in der Massentierhaltung wird z. B. Kamillentee mit Traubenzucker und etwas Viehsalz bei starkem Durchfall verwendet.
In der Schweiz hat ein Landwirt herausgefunden, dass auch Cola gegen Durchfall hilft. Dabei mochten die Ferkel das Cola Light nicht, es musste schon die Cola mit der alten Rezeptur sein. Die Cola senkt den pH-Wert im Verdauungstrakt, macht ihn „sauer“ und hemmt so Krankheitserreger. In Deutschland ist die Gabe von Cola in Zucht- und Mastbetrieben verboten.

Foto: DejaVu
Verstopfung
Anzeichen: Bei einer Verstopfung versucht das Schwein mehrfach Kot abzusetzen. Es steht mit gekrümmten Rücken dar. Manchmal äußert es Schmerzlaute und stellt das Fressen ein.
Die Darmentleerung ist bei einer Verstopfung (Obstipation) erschwert. Je länger der Darminhalt im Enddarm verweilt, desto mehr Flüssigkeit wird dem Kot entzogen. Der Stuhl wird immer härter. Das kann sehr schmerzhaft sein.
Gefahr:
Durch den längeren Aufenthalt des Futterbreis im Darm kann es zur vermehrten Aufnahme von Giften kommen. Endotoxine sind Bestandteile der Darmbakterien. Sterben die Darmbakterien, setzen sie diese Gifte frei, die wiederum für weitere Beschwerden z. B. Fieber sorgen können.
Auch ein Darmverschluss ist bei einer Verstopfung möglich, der unbehandelt tödlich enden kann.
Die Ursachen für Verstopfung sind
- zu geringer Rohfaseranteil
- oder schwer verdauliche Rohfaser im Futter,
- keine oder wenig Bewegung,
- unzureichende Wasseraufnahme
- oder zu schneller Futterwechsel.
- Futtermittel, die gegen Durchfall helfen, können bei einer übermäßigen Gabe wiederum Verstopfung auslösen (z. B. Bananen).
- Seltener sind auch krankhafte Veränderung des Darms
- oder eine Stoffwechselstörung (z. B. Schilddrüsenunterfunktion) die Ursache.
Was tun bei Verstopfung?
Als Vorbeugung natürlich das richtige Futter für Minischweine verwenden und die Trinkwasseraufnahme kontrollieren.
Leicht verdauliche Rohfaser (Trockenschnitzel=Zuckerrübenschnitzel und Sojaschalen) im Futter ist besser, weil sie den Kot weicher machen, als schwer verdauliche Rohfaseranteile (z. B. Hafer, Stroh und Sonnenblumenschalen).
Füttert man ein auf Minischweine abgestimmtes Alleinfutter, sind alle wichtigen Nährstoffe und Rohfaserbestandteile enthalten.
Außerdem für ausreichend Bewegung sorgen, gerade bei alten Minischweinen.
Tägliche Kontrolle, ob Kot abgesetzt worden ist und dessen Beschaffenheit beurteilen.
Fieber messen (Fieber beginnt bei über 39 Grad) und bei Schmerzanzeichen oder anderen Symptomen (Fressunlust, Festliegen) sofort den Tierarzt holen.
Um die Verstopfung zu lösen, können folgende Mittel verabreicht werden:
- Apfelsaft natur,
- Pflaumensaft,
- Milchzucker = Laktose (z. B. im Brottrunk, Milchprodukten wie Natur-Joghurt)
- Olivenöl,
- Leinsamen, gequollen,
- Weizenkleie
- Glaubersalz (Dosierung mit Tierarzt absprechen)
- Natriumsulfat ist ein Natriumsalz der Schwefelsäure. Es wurde nach dem Chemiker Johann Rudolph Glauber auch Glaubersalz genannt. Das Glaubersalz bindet das Wasser im Dickdarm, dadurch dehnt sich der Darminhalt aus und durch den Dehnungsreiz wird die Darmmotorik angeregt. Voraussetzung ist allerdings eine ausreichende Dosierung.
- Brottrunk (auch vorbeugend)
- Die im Brottrunk enthaltenen Probiotika wirken vorbeugend gegen Durchfall, Verstopfung, Völlegefühl und sind verdauungsfördernd. Das Getränk wird aus vergorenem Sauerteigbrot hergestellt und mit Wasser versetzt.
Homöopathische Mittel:
- Alumina,
- Bryonia,
- Calcium carbonicum
- Nux vomica
- Sulfur

Foto: Freepik
Mangelerkrankungen
Mangelerkrankungen, die auf nicht artgerechtes Futter zurückzuführen sind, sind leicht zu umgehen. Wir weisen erneut darauf hin, das Futter nicht selbst zu mischen, sondern sich ein Alleinfutter für Minischweine oder für niedertragende Sauen zu besorgen. Ferkel erhalten bis zum 6. Lebensmonat = Ferkelkorn.
Bitte lest auch die Artikel über die Grundlagen der Minischweinfütterung und die Umsetzung in die Praxis.
Der Vollständigkeit halber werden die am häufigsten Nährstoffmängel aufgeführt:
- Eiweißmangel
- sekundärer Eiweißmangel bei einem Überangebot an Kohlenhydraten (z. B. Kartoffeln)
- Eisenmangel
- Mangel an Vitamin A, B und C
- Calcium / Phosphor
Fettleibigkeit
Fettleibigkeit (Adipositas) entsteht bei falscher Fütterung. Wir wagen sogar die Behauptung, dass es Todesursache Nr. 1 ist. Heutzutage erreichen die Minischweine kaum noch ein Alter über 12 Jahren, weil sie einfach zu viel Gewicht haben, mit allen negativen Auswirkungen.
Hier liegt es am Menschen, kalorienreiche Futtermittel nur in geringen Mengen zu geben. Auch das Hauptfutter sollte rationiert gefüttert werden, je nach Alter und Aktivität. Das fällt vielen Minischweinehaltern schwer. Vor allem, wenn die Rüssel lautstark nach Futter schreien. Oder man aus Schuldgefühlen heraus, mit Futter seine Tiere beschäftigt, weil man selbst keine Zeit hat.
Ist das Minischwein zu fett und leider sind das die meisten Minischweine, können erhebliche gesundheitliche Probleme auftauchen. Nicht nur, dass die Knochen und Gelenke, sowie die Klauen darunter leiden und sich verformen können, sondern es entstehen Stoffwechselerkrankungen und Schäden an Organen, die zum Tode des Minischweines führen.

Handbuch Schweinekrankheiten – Autor: Karl-Otto Eich
Diseases of swine, A. D. Leman
Schweinekrankheiten, Hans Dieter Dannenberg
Handbuch der Schweineimpfungen in der Tiermedizin, Anton Mayr
Klauengesundheit beim Schwein
Autor(in): verschiedene
ISBN ISBN-978-3-8308-0965-4
https://vetpharm.uzh.ch/cpthome.htm
https://thermofisher.com/
https://lhl.hessen.de/veterinaermedizin
https://pigpool.de
https://www.lwk-niedersachsen.de/ -Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen –
https://tierseucheninfo.niedersachsen.de/
https://www.farm.bayer.de/schwein/parasiten/endoparasiten
https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tiergesundheit/sgd/entwurmung-schweine.htm
https://www2.zoetis.de/
https://flexikon.doccheck.com/
www.wikipedia.de