Die Katastrophe von Alt Tellin ist am gestrigen Dienstag genau 11 Wochen her. Fast 3 Monate also. Und immer noch ist die Brandursache gänzlich ungeklärt. Außer einer nebulösen Angabe, dass der Brand in den Zwischenwänden ausgebrochen sein könnte, gab es keinerlei Verlautbarung seitens der verantwortlichen Behörden oder der Ermittler.
Die Staatsanwaltschaft Stralsund leitet die Ermittlungen. Auch wir haben Anzeige gegen die Betreiber und möglichen Verantwortlichen des furchtbaren Brandes erstattet. Wir erhielten erst nach vielen Wochen eine lapidare Bestätigung. Mit dem Betreff “Verfahren zum Nachteil unbekannt Allgemeinheit”.
Für uns ist diese Formulierung schon wieder sehr bezeichnend. Denn diejenigen, die den Nachteil “erlitten” hatten, sind ziemlich bekannt. 57.000 Schweine die jämmerlich bei lebendigem Leib verbrannten oder erstickten.
Heute schildern wir den Tag des 30.03.2021 aus der Sicht des fiktiven “Tierwirts” Pavel S., der den Brand unter Umständen ausgelöst hat.
“Mein Name ist Pavel S., ich bin polnischer Staatsbürger und arbeite seit 2017 bei der LFD und dem Schweinezuchtbetrieb in Alt Tellin. Warum? Weil ich keinen anderen Job gefunden habe und weil ihr Deutschen generell die dreckige Arbeit in der Tierindustrie oder Schlachtbranche meidet. Ihr wollt mit Gewalt, Leiden und Tod nichts zu tun haben. Also sucht ihr euch Leute aus anderen Ländern, deren Not groß genug ist, damit sie sich dieser Hölle stellen.
Ich bin einer von diesen Menschen und in den Jahren in diesem Betrieb habe ich viel Leid und Elend gesehen. Täglich sterben dort viele Tiere. Entweder die Muttertiere nach Komplikationen bei der Geburt oder eben die Ferkel. Bei einer angenommenen Verlustquote von 10 % und 57.000 Tieren, könnt Ihr Euch das selber ausrechnen.
Am Morgen des 30.03.2021 habe ich um 5 Uhr meinen Dienst angetreten. Ich hatte schlecht geschlafen, weil ich am Vortag Streit mit meiner Freundin hatte. Und so kam es dann auch, dass ich vergessen hatte, mein Handy zu laden.
Ich nahm das Handy mit in die Halle der Anlage, die dann um 9 Uhr fast komplett in Flammen stand. Es muss mein chinesisches Ladegerät gewesen sein, dass ich für 5 Euro über Amazon gekauft hatte. Es hatte zwar ein CE-Zeichen und sollte somit für den Betrieb in der EU zugelassen sein. Aber offensichtlich hat die Notabschaltung nicht funktioniert.
Und so muss es wohl den Akku meines Handys überladen haben. Davon hatte ich nichts mehr mitbekommen, denn um 7 Uhr waren wir alle zu einer Tasse Kaffee in unseren Dienstraum gegangen. Gegen 8 Uhr bemerkten wir dann Schreie der Tiere aus Halle Nummer 7. Die Halle, in der ich mein Handy vergessen hatte.
Ich bin Pavel S. und ich bin schuld am Tod von 57.000 Schweinen. Ich hoffe, der Brandsachverständige findet keine Überreste des verschmorten Ladegerätes. Vielleicht ist es komplett verbrannt. Oder mit anderen Brandrückständen auf eines der vielen Felder heruntergeregnet.”
Nächste Woche sind 3 Monate vergangen. Wir warten immer noch auf den Bericht des Brandsachverständigen und der Staatsanwaltschaft. Und wir fordern die schwerste Bestrafung aller Beteiligten nach dem Tierschutzgesetz. Genauso wie der Deutsche Tierschutzbund, Peta und andere Vereine.
Schwerste Tierquälerei in 57.000 Einzelfällen. Und Entzug der Betriebserlaubnis auf Dauer für die LFD Holding und die Briefkastenfirma “Terra Grundwerte AG”.
Kein Stall 4.0, Herr Landwirtschaftsminister Backhaus. Wachen Sie endlich auf!
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