Am 04.10. jeden Jahres ist Welttierschutztag. Das Tierschutzbewusstsein zu erweitern, ist u.a. Sinn und Zweck dieses Tages.
Als Verein, der sich für Schweine einsetzt, ist die Massentierhaltung der Schweine ein großes Thema, aber auch der Umgang mit den europäischen Wildschweinen und die Zerstörung der Lebensräume vieler wilden Verwandten in anderen Ländern, gehören dazu. Natürlich auch die Haltung von Minischweinen.

Doch dieses Jahr wollen wir uns auf die Schweine konzentrieren, die in den Versuchslaboren “verbraucht” werden.
Minischweine sind ursprünglich nur für diesen Zweck gezüchtet worden. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Laborschweine als Liebhabertiere in die Häuser der Menschen eingezogen sind. Vor dem Gesetz gelten sie allerdings immer noch als “Nutztiere”.

Das Versuchstier des Jahres 2024 ist das (Mini-)Schwein. Das Schwein soll der menschlichen Anatomie und physiologischen Merkmalen sehr ähnlich sein, ähnlicher als z. B. Nagetiere. Schaut man genauer hin, findet man aber erhebliche Unterschiede hinsichtlich Körperbau und Organfunktionen.
Schweine werden vor allem in der Grundlagenforschung in Verbindung mit der praktischen Anwendung der Forschungsergebnisse in der Praxis eingesetzt – dies nennt man translationale Forschung.
Hier vor allem im Bereich der Gehirnforschung und Herzerkrankungen, aber auch für Untersuchungen des Gastrointestinaltraktes, Parodontitis- und Periimplantitis-Forschung (Minischweine).

Für die Ausbildung von Chirurgen der Fachrichtung Herzchirurgie werden erst wenige Monate alte Ferkel als “Übungsmodelle” für zukünftige Ärzte präpariert. Die Schweine werden künstlich krank gemacht. Ein Beispiel: Um einen Herzinfarkt zu simulieren, wird die Herzkranzarterie mit einer aufblasbaren Manschette verschlossen. Testen von neuen Operationsmethoden, Herzklappenersatz oder Kunstherzen zählt dazu.
Nicht nur, dass dies nicht mit einem menschlichen Herzstillstand zu vergleichen ist, nein, auch die Ursachen der Krankheitsentstehung bei einem Menschen, wird dabei vollkommen ignoriert. Ein junges, gesundes Schwein ist halt kein kranker, meist älterer Mensch. Die Ergebnisse sind nutzlos, vor allem, weil es bereits hervorragende tierleidfreie Simulationen gibt, die den vielschichtigen menschlichen Erkrankungen weit mehr ähneln. Zukünftige Chirurgen lernen Operationsmethoden viel praxisnaher bei erfahrenen Operateuren, indem sie assistieren. Unter Anleitung kleinere Eingriffe sogar selbst durchführen und im weiteren Verlauf der Ausbildung immer komplexere Methoden hinzukommen.

Das Testen von Medikamenten kann z. B. durch In-Vitro-Systeme mit isolierten Herzmuskelzellen erfolgen.
Und ist es nicht viel wichtiger, die Ursache der Krankheiten herauszufinden und vorzubeugen, gesunde Lebensgewohnheiten zu entwickeln?

Wir hatten dieses Jahr eine Anfrage von einem Labor, dass 30 Minischweine “übrig” hatte. Diese Tiere waren 3 Jahre lang in dem Labor, ohne dass an ihnen Versuche durchgeführt wurden! Es wurde also in der Masse “eingekauft”, obwohl gar nicht so viele Schweine für den Test nötig waren. Einerseits mussten diese Schweine nicht die Prozeduren erleiden, was zu begrüßen ist, andererseits lebten sie in diesen sterilen, reizarmen Umgebung bis zum Erwachsenenalter. 30 Minischweine in eine schweinegerechte, dauerhafte Unterkunft zu vermitteln, ist fast schon unmöglich. Wir wissen nicht, was mit ihnen passiert ist. Das Labor hat sich nicht mehr gemeldet. Wir befürchten, dass sie getötet wurden.

Die Anzahl der genehmigten Tierversuche an Schweinen im Zeitraum 2021 – 2023 ist von 16.760 auf 27912 gestiegen.

Am heutigen Welttierschutztag möchten wir deshalb ganz besonders auf dieses Thema aufmerksam machen.