So ist sie, unsere Schweine-Dame – die „kleine“ Freya-Popolina. Immer wieder gibt sie tiefe, tiefe Einblicke. Nicht nur in ihren Mund.

Sie lässt uns erkennen, dass Schweine schnell lernen, neugierig sind, das Zusammenleben lieben und genießen. Sie ist anhänglich, manchmal draufgängerisch und aufdringlich, manchmal liebevoll und verschmust. Mit Charakter durch und durch. Eine Person und Persönlichkeit mit Charme und Ausstrahlung.

Bei uns hat sie es vergleichsweise „gut“. Das Schicksal als Schnitzel oder Zuchtsau zu enden, blieb ihr erspart. Sie hat Platz und schweinische Gesellschaft und ein Dach über dem hübschen Kopf. Einen Schweinepapa und eine Schweinemama, die sich um sie kümmern.

Dennoch: eigentlich verdient sie und ihre Artgenossen noch viel mehr. Tierrecht heißt für uns nicht nur Leben retten und „gut ist“. Wir leben mit ihnen im Bewußtsein, dass wir allein mit ihrer „Fest-Haltung“ als sogenannte „Tierhalter“ ihre Rechte verletzen. Artgerecht ist nur die Freiheit – doch von solchen Zuständen sind wir noch weit entfernt.

Sich selber bewußt zu machen, dass wir auch Täter sind und unsere Schützlinge letztlich eingesperrt und ihrer Freiheit beraubt sind, ist ein wichtiger Denkprozess als Tierrechtler.

Wir gehen allein durch unsere Entscheidung für die Tier-Fest-Haltung einen ersten Kompromiss ein. Und danach müssen wir in meinen Augen alle andere Faktoren beurteilen, unter denen unsere Schützlinge auf Dauer leben müssen.

Denn eine Wahl hatten sie nicht. Wir entscheiden für sie. Wie groß das Gehege ist, wieviel Zeit wir mit ihnen verbringen und vieles mehr. Die Liste ist lang und sollte nicht ignoriert werden.

Der Weg vom Tierretter zum „nur noch Tierhalter“ bis hin zum Tiersammler, dessen Hof irgendwann durch das Veterinäramt geräumt wird, beginnt an dem Tag, an dem Du weitere Kompromisse eingehst und die Grenzen sich nach und nach verschieben. Mit jedem „Ja“ und jeder Neuaufnahme.

Nein sagen ist die schwierigste Lektion, die es im Tierschutz und Tierrecht zu lernen gilt. Von überall werden die wenigen Menschen, die in der Lage und willens sind, Tieren ein wirklich schönes Zuhause zu geben, von Anfragen bombadiert. Jedes „Nein“ ist dabei ein Stich ganz, ganz tief ins Herz.

Es ist ein Drahtseilakt – jeden Tag auf’s Neue. Unser „Nein“ kann tödlich sein, aber es rettet auch Leben: das von den Tieren, die wir bereits gerettet haben.

Damit Popolina uns noch viele, viele Jahre mit ihrem offenen Mündchen begeistern kann.

Unsere Schweine-Dame Freya
Unsere Schweine-Dame Freya