Vier Jahre sind inzwischen vergangen, als unter strahlend blauem Himmel fast 60.000 Schweine bei lebendigem Leib verbrannt sind. In der ehemals größten Schweinezuchtanlage Europas.

Für uns haben sich die Bilder für immer ins Gedächtnis eingebrannt, auch wenn wir selber nicht vor Ort waren. Auch heute noch lässt uns das Ausmaß der sicherlich bewusst herbeigeführten »Katastrophe« erschaudern. Der skandalträchtige Betrieb, gegen den sich die Anwohner jahrelang gewehrt und stark gemacht haben, ging inmitten der Corona-Pandemie in Rauch auf.

Und kaum jemanden hat es wirklich interessiert. Die Medien hatten zu dieser Zeit viel wichtigere Themen »zu berichten« und ein paar leere Trauer-Aussagen von Politikern vor Ort und in Berlin waren alles, was das politische Deutschland gewillt war, von sich zu geben. Schließlich waren es ja nur Schweine, die dort ein furchtbares Ende fanden.

Die CDU fand sogar noch bessere Begrifflichkeiten, denn die unfassbare Anzahl der toten Tiere waren doch lediglich »ein Durchlauf« in der Maschinerie eines solchen »Betriebes«. Also letztlich nicht der Rede wert.

Ein Kommentar eines Tierrechtlers unter einem unserer Beiträge brachte es dann auch auf den Punkt: in Alt Tellin waren die falschen Tiere verbrannt. Es waren keine Hunde oder Affen – es waren Schweine.

Während beim Brand im Krefelder Zoo, bei dem ebenfalls empfindungsfähige Tiere im Brand ihr Leben ließen, scheinbar ganz Deutschland im Kollektiv aufgestanden war und sich erzürnte, gab es nun nicht einmal ein Schulterzucken. Falsche Tiere brennen in diesem Land unerkannt, ungeliebt und ungerächt.

Konsequenzen aus dem Brand hat es nicht wirklich viele gegeben. Noch immer dürfen ähnliche Betriebe und auch der Betreiber von Alt Tellin weiter ihr Unwesen treiben in baugleichen Ställen. Noch immer brennen landauf und landab jeden Tag Tierställe. Und noch immer ist es den Deutschen fast vollkommen egal.

Wir von Schweineleben e. V. denken immer noch an die Schweine von Alt Tellin. Unseren Verein haben wir zwei Wochen nach der Katastrophe gegründet, obwohl wir nach vielen negativen Erfahrungen im Tierschutz und Tierrecht eigentlich nur noch privat weiter arbeiten wollten.

Unmittelbar nach der Katastrophe haben wir Videos erstellt und eine erste Gedenkaktion gestartet, die wir dann im August 2021 umgesetzt hatten. Wir haben 57 Kreuze für 57.000 Schweine aufgestellt, aber durften sie dann nach Behördenintervention wieder abbauen. Das Gedenken für Tiere ist in diesem Land nicht gewünscht und man findet dann schnell dubiose Paragrafen, die aufgestellte Kreuze als Verkehrsgefährdung einstufen.

Unserer verzweifelte Versuch, zwei der überlebenden Sauen von Alt Tellin zu retten lief über viele Monate. Wir schrieben uns die Finger blutig an Politik, Behörden und andere Beteiligte. Telefonierten mit Betreiber und auch Schlachthöfen und Tiertransporteuren. Doch letztlich war eine Rettung unmöglich. Heute lebt keines der Tiere von Alt Tellin mehr, dessen sind wir uns sicher.

Umso wichtiger ist es, das Gedenken an die Schweine von Alt Tellin mit anderen Mitteln aufrecht zu halten. Jedes Jahr zum Tag der Katastrophe fordern wir die Menschen auf, ein eigenes Bild für die Schweine von Alt Tellin zu veröffentlichen. Ein Licht für die Schweine von Alt Tellin ist wichtiger denn je.

Denn in unserer schnelllebigen Zeit, in denen die Menschen nur eine geringe Aufmerksamkeitsspanne haben, gerät fast alles schnell in Vergessenheit. »Aus den Augen, aus dem Sinn« ist eine alte Redewendung, aber sie ist heute relevanter denn je. Wenn selbst TierschützerInnen und TierrechtlerInnen nur noch von neuem Aufreger zu neuem Aufreger hetzen, dann scheint nichts älter als die Katastrophe von vor vier Jahren.

Alt Tellin? Was war da nochmal? Wenn das selbst diejenigen bald fragen, die sich eigentlich für die Tiere starkmachen, dann ist nicht nur für die Schweine von Alt Tellin jede Hoffnung verloren. Sondern auch für die Befreiung der Tiere insgesamt.

Wenn Du noch kein eigenes Bild gemacht hast – es ist noch Zeit. Veröffentliche Dein eigenes Bild im Laufe des 30.03.2025 unter dem Motto »Ein Licht für die Schweine von Alt Tellin« mit dem hashtag #niewiederAltTellin. Setze ein Zeichen gegen das Vergessen. Und wenn Du möchtest, kannst Du uns Dein Bild dann an jahrestag@schweineleben.de senden.

Wir werden es dann auf unserer Website in einer öffentlichen Galerie auch nach dem 30.3.2025 bereitstellen. Vielen Dank für Dein Engagement.