Bevor wir mit der Beschreibung der einzelnen Schweinerassen beginnen, ist der Begriff Rasse, Zuchtlinie und Schläge sowie Zuchtauslese und -methoden zu erklären. Vor allem das Wort Rasse wird häufig in einem falschen Kontext verwendet.
Der Begriff Rasse wird manchmal als “Unterart” bezeichnet.
Von Rassen spricht man heute vor allem im Zusammenhang mit der Tierzucht. Diese hat den Zweck, absichtlich – also durch das Eingreifen des Menschen in die natürliche Fortpflanzung – eigene Tierpopulationen mit bestimmten Merkmalen zu erschaffen.
Es ist eine Gruppe von Individuen, die sich von anderen der gleichen Art (Spezies) unterscheidet und diese Merkmalsausprägungen vererbt. Dies kann genotypisch – Genbestand oder auch Genpool – und phänotypisch – äußeres Erscheinungsbild – erfolgen. Eine Abgrenzung von Rassen ist recht subjektiv und kann nicht streng festgelegt werden.
Dazu zählen Körperbau, Verhalten und die jeweiligen Eigenschaften, die es für den Menschen als “Nutztier” definiert z. B. als Fleisch-, Milch-, Eier-, Wolllieferant.
Es hat sich die sogenannte 75 % – Regel als Kompromiss bewährt. Als Rasse, mit einem eigenen Rassennamen, darf eine Teilpopulation einer Art bezeichnet werden, wenn mindestens 75 % der einzelnen Tiere dieser Gruppe sich von anderen Individuen anderer Populationen der Art unterscheiden. Beispiel: Die Art – unsere Hausschweine – und die Rasse wäre z.B. Angler Sattelschwein, Berkshire oder Göttinger Minischwein.
Hans Hinrich Sambraus definiert den Begriff Rasse so:
„Eine Rasse ist eine Gruppe von Nutztieren, die einander aufgrund ihrer gemeinsamen Zuchtgeschichte und ihres Aussehens, aber auch wegen bestimmter physiologischer (= den Stoffwechsel betreffend) und ethologischer (= das Verhalten betreffende) Merkmale sowie der Leistungen weitgehend gleichen.”
Das heißt, dass das Verpaaren von einem weiblichen mit einem männlichen Tier, sagen wir mal von Minischweinen, nicht automatisch bedeutet, dass die Nachkommen einer Rasse angehören und das es sich dabei um eine Zucht handelt. Hierzu gehört das Festlegen eines bestimmten Zuchtzieles, die Auswahl von Elterntieren, die diesem Ziel sehr nahe kommen und die Zuchtauswahl der Nachkommen, die diese Eigenschaften am stärksten verkörpern. Außerdem sollte der Rassestandard, was das Idealbild darstellt, mit jedem Wurf erreicht werden.
Beispiel:
Setze ich zwei schwarze Hängebauchschweine zusammen, kommen dann auch schwarze Hängebauchschweine heraus und keine rosa Hausschweine. Für deren Nachkommen gilt das Gleiche. Dann spricht man auch von Reinerbigkeit.
Bei der Entstehung einer neuen Rasse, bedarf es vieler Generationen, bis bestimmte Merkmale gefestigt sind. Bei einem so langlebigen Tier wie dem Schwein, kann das mehr als 10 Jahre sein, wenn Sauen nicht zu frühzeitig zur Zucht einsetzt, wie es häufig bei der Minischweinvermehrung zu beobachten ist, wo die Muttertiere sofort beim Einsetzen der Geschlechtsreife mit 3 Monaten zum Eber kommen.
Das Wort Minischwein bezeichnet keine Rasse, sondern nur, dass diese Schweine kleiner sind, als die Hausschweine / Großschweine.
Landrassen, Übergangsrassen und Kulturrassen
Wir sollten noch auf die weitere Unterteilung des Rassebegriffes eingehen.
Landrassen oder auch Primitivrassen sind durch natürliche Selektion entstandene Haustierrassen ohne oder nur wenig Einmischung (meist durch örtliche Begrenzung) des Menschen. Diese Landrassen zeichnet besonderes ihre Anpassungsfähigkeit an geografische und klimatische Verhältnisse und eine größere genetische Vielfalt aus. Bei Schweinen fallen darunter die alten Landrassen oder das keltisch-germanische Landschwein.
Übergangsrassen sind die veredelten Landrassen. Der Mensch hat züchterisch eingegriffen, z. B. um die Fruchtbarkeit zu steigern, aber nicht in dem Maße, wie bei den Kulturrassen.
Die Kulturrassen sind durch künstliche Selektion durch den Menschen entstandene Haustierrassen. Wie oben beschrieben wurden sie aufgrund wirtschaftlicher Gesichtspunkte oder aus Liebhaberei ausgewählt und immer weiter optimiert, so wie wir es von der heutigen Schweinezucht her kennen. Kulturrassen unterteilen sich noch in Schläge oder Zuchtlinien.
Der Begriff Schlag wird als Untereinheit von Rasse benutzt. Es sind nur wenige Merkmale oder Gene, die sich voneinander unterscheiden. Bei Hunden z. B. spricht von leichten und schweren Schlägen, was den Körperbau betrifft.
Zuchtlinie bezeichnet man eine Teilpopulation einer Tierrasse, die genetisch fast gleich ist als die Rasse, der sie angehört. Die Tiere werden nur mit Angehörigen ihrer eigenen Zuchtlinie verpaart. Das Göttinger Minischwein ist ein Beispiel dafür. Die Zugehörigkeit zu einer Zuchtlinie kann heute nur durch Abstammungsnachweise erbracht, die Zugehörigkeit zu einer Art und meist auch Rasse, durch genetische Analysen belegt werden. Bei Minischweinen kann z.B. festgestellt werden, wie viel Hängebauchschwein-Gene vorhanden sind.
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